Dr. Ljiljana Radonić, Privdoz.
ljiljana.radonic@univie.ac.at

Lehrveranstaltungen

WS 2015/16


SE Gespaltene Erinnerung in Ostmittel- und Südosteuropa


Montags 15:00-16:30 im Hörsaal 3, NIG, 2. Stock

Inhalte

Nach 1989 entstanden in den ehemaligen Ostblock-Ländern und im ehemaligen Jugoslawien aus Gründen der Abgrenzung zur real-sozialistischen Vergangenheit neue Geschichtsnarrative. Insbesondere vergangene Phasen vorgeblicher nationaler Unabhängigkeit rückten in den Blick der neuen Geschichtsschreibung. Während "Satellitenstaaten" NS-Deutschlands als Meilensteine auf dem Weg zur nationalen Unabhängigkeit verharmlost wurden, erinnerte man die kommunistische Ära vielerorts pauschal als fremdbestimmt und verbrecherisch. 
Gedächtnistheorien ermöglichen es, Erinnerungen nicht als "authentisch", sondern als auf die identitätsstiftenden Bedürfnisse der Gegenwart zugeschnitten zu begreifen. Einzelne, gruppenspezifische Formen des kollektiven Gedächtnisses inszenieren sich als DIE Geschichte, was notwendigerweise zu symbolischer und politischer Marginalisierung von anderen Erinnerungen führt. Im Kurs soll der Frage nach dem Verhältnis zwischen partikularen (im Real-Sozialismus unterdrückten) Erinnerungskulturen und der jeweiligen neuen staatlichen Vergangenheitspolitik, also dem politischen, justiziellen und kulturellen Umgang einer demokratischen Gesellschaft mit ihrer diktatorischen Vergangenheit (dem Zweiten Weltkrieg und dem Real-Sozialismus), nachgegangen werden.

Methoden

Nach einer theoretischen und methodischen Einführung durch die Lehrveranstaltungsleiterin stehen Primärquellen wie Schulbücher, Ausstellungskataloge von Gedenkmuseen oder Online-Ausstellungen im Fokus des Seminars.

Art der Leistungskontrolle

Anstelle langer Referate werden die Ergebnisse auf Handouts und in kurzen Impulsen präsentiert, zur Diskussion gestellt und mit Foto- und Filmmaterial begleitet. Die Kenntnis einer ost- oder südosteuropäischen Sprache ist erwünscht, aber natürlich keine Voraussetzung.
 Beurteilungskriterien: Aufbereitung und kritische Diskussion ausgewählter Materialien inkl. Handout, Seminararbeit, regelmäßige, aktive Teilnahme.