Dr. Ljiljana Radonić, Privdoz.
ljiljana.radonic@univie.ac.at

Lehrveranstaltungen

SS 2018

Ring-Vorlesung: Der Kopf der Leidenschaft. Kritische Theorie und Gesellschaftskritik

Montags, 18:30-20:00, Hörsaal 32, Hauptgebäude der Universität Wien


Die Welt war weder gestern in Ordnung, noch ist sie es heute. Das zu ändern ist ab etwa den 1920er Jahren die Kritische Theorie angetreten, die ihre Analyse wesentlich auf der Kritik der politischen Ökonomie nach Karl Marx und der Freud’schen Psychoanalyse aufbaut. Weil sie in der akademischen Lehre zunehmend an den Rand gedrängt wurde, gibt die ig*powi (Institutsgruppe Politikwissenschaft) mit der Ringvorlesung interessierten Studierenden eine Möglichkeit, sich mit Kritischer Theorie auseinander zu setzen.

Die von den StudierendenvertreterInnen organisierte und von Dr. Ljiljana Radonić geleitete Ringvorlesung soll einen Überblick über die Entstehung der Kritischen Theorie, ihre theoretischen Fundamente, zentralen Erkenntnisse und Urteile sowie offene Fragen für Kritische Theorie heute geben. Dazu werden in den ersten drei Einheiten historische und begriffliche Grundlagen erarbeitet und sodann einzelne Themenfelder von ausgewiesenen ExpertInnen vor- und zur Diskussion gestellt:

  • 05.03. Modalitäten der Vorlesung und inhaltliche Einführung: Warum Kritische Theorie? (Ljiljana Radonić)
  • 19.03. Autoritärer Charakter, narzisstische Kränkung, pathische Projektion: Psychoanalyse als Grundlage Kritischer Theorie (Ljiljana Radonić)
  • 09.04. Wert, Ware, Warenfetisch: Kritik der politischen Ökonomie als Grundlage Kritischer Theorie (Michael Heinrich)
  • 16.04. Welterklärung und Vernichtung: Kritische Theorie des Antisemitismus (Andreas Peham)
  • 23.04. „Glück ohne Macht“, „Lohn ohne Arbeit“, „Heimat ohne Grenzstein“: Kritische Theorie des Antiziganismus und das Verhältnis zu Rassismus und Antisemitismus (Tobias Neuburger)
  • 30.04. Lumpen und Abfall verwenden: Geschichtsphilosophie und Erkenntnistheorie bei Walter Benjamin (Lea Fink)
  • 07.05. "Kein Wort, das Trost gewährte": Judentum, ästhetische Moderne und Kritische Theorie (Gerhard Scheit)
  • 14.05. „...dass Auschwitz sich nicht wiederhole“: Kritische Theorie des Zionismus und der Antizionismus der Linken (Stephan Grigat)
  • 28.05. Islamischer Antisemitismus 1: Entstehung und Ideengeschichte im Nahen Osten (Florian Markl)
  • 04.06. Islamischer Antisemitismus 2: Der Hass auf den Westen als moderner Antimodernismus heute (Ulrike Marz)
  • 11.06. Postmoderne Seinslehre: Über die Unmöglichkeit poststrukturalistischer Gesellschaftskritik (Alex Gruber)
  • 18.06. „Jenseits des Geschlechterprinzips“: Kritische Theorie des Geschlechterverhältnisses (Karin Stögner)
  • 25.06. Schriftliche Prüfung

SE: Antisemitismustheorien. Ideengeschichte und aktuelle Brisanz

Montags 11:30-13:00, Hörsaal 3, Institut für Politikwissenschaft, NIG, 2. Stock


Es bedurfte nicht erst des Anschlags auf einen koscheren Supermarkt Anfang 2015 in Paris, um die Virulenz des Antisemitismus zu verdeutlichen. Die Ideengeschichte des Begriffes und unterschiedliche Erklärungsansätze für Antisemitismus bilden den Schwerpunkt dieses Seminars. Dabei sollen anhand von Grundlagenliteratur die Merkmale des religiösen Antijudaismus sowie des modernen, sekundären und neuen Antisemitismus herausgearbeitet werden. Warum kam es zu einer Transformation vom religiösen zum modernen Antisemitismus? Welche Momente des modernen Antisemitismus zeichnen auch den sekundären Antisemitismus aus, was ist hingegen neu an diesem Antisemitismus nach Auschwitz? Ist der Begriff des ‚neuen Antisemitismus‘ geeignet, um die Übereinstimmungen zwischen Antisemitismus von rechts, links sowie dem islamischen Antisemitismus zu fassen? Lässt sich Antisemitismus als eine Unterform von Rassismus begreifen und inwiefern unterscheidet er sich von Antiziganismus? Wie lässt sich das Phänomen in den größeren Zusammenhang von Vorurteilen und autoritären Strukturen einordnen?