Markus Steiner (uni:view) | 29. Mai 2017
uni:view: Kaum ein anderer US-Präsident wird auch heute noch – immerhin über 50 Jahre nach dessen Tod – derart verehrt wie John F. Kennedy. Wie ist der Mythos rund um seine Person zu erklären?
Heinz Gärtner: Der Mythos John F. Kennedy basiert auf mehreren Aspekten. Zunächst einmal muss man wissen, dass Kennedy schon aufgrund seiner Jugend und seines Charismas für viele Menschen – nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt – als wichtiger politischer Hoffnungsträger galt. Seine Wahl zum US-Präsidenten fiel in eine Zeit, die von einem generellen wirtschaftlichen Aufschwung und einer spürbaren Aufbruchsstimmung geprägt war. Kennedy ist es gelungen, diese positive Grundstimmung von der Wirtschaft auf die Gesellschaft zu übertragen.
Dadurch wurde er zum Vorbild für eine ganze Generation vor allem junger Menschen, die sich angesichts der Entspannung am Arbeitsmarkt auch für sich selbst eine Verbesserung ihrer individuellen Lebenslage erwartete. Natürlich sind nicht alle diese Erwartungen in Erfüllung gegangen. Dennoch steht der Name Kennedy auch heute noch für bestimmte demokratische Werte, soziale Gerechtigkeit, Rassengleichheit und einen besonnenen, intelligenten PolitikerInnentypus, der auch in schwierigen Krisensituationen einen kühlen Kopf bewahren und zu seinen persönlichen Überzeugungen stehen kann.