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Postkarte an Felice Bauer

[Prag,] 27. Oktober 16
 


Liebste, ich danke Dir für Deine guten Worte vom Mittwoch. Im Grunde zweifle ich kaum daran, dass wir in dieser Sache einig sind und einig leben werden, aber es ist doch vielleicht gut, einmal von Zeit zu Zeit diese Hausglocke, diese Glocke in unserem Haus zu läuten. - Die Vorlesung ist also am 10. November. Max und ich, jeder hätte einen Abend haben sollen. Da aber Maxens Urlaubsgesuch für die zwei Tage und für diesen Zweck abgelehnt worden ist, er also nicht fahren kann, habe ich es übernommen, paar Gedichte von ihm vorzulesen, so gut und so schlecht ich es kann. Er soll nicht in der Reihe der Abende völlig fehlen, lieber schlecht vorgelesen erscheinen als gar nicht. Die einzige absehbare Verhinderung meiner Vorlesung wären jetzt nur Schwierigkeiten, welche die Münchner Zensur machen könnte. Ich wüßte allerdings nicht, was sie einwenden könnte. - dass Du am Abend vor der Abreise noch zur Vorlesung Milan gehst, wäre wohl übertrieben. Erstens hat er jeden Winter einige Vorlesungen, zweitens ist trotz der Größe seiner Kunst guter Schlaf ihr an Wert doch ebenbürtig und drittens sollst Du aus seiner Vorlesung nicht frisch mit übertriebenen Forderungen in meine Vorlesung kommen, falls Du das überhaupt tun willst, was noch zu überlegen wäre. Ich komme um 6 Uhr 24 in München an und fahre Sonntag um 7 Uhr wieder zurück. - Der Briefträger schon zufrieden? Er hat mir aber Unrecht getan.

Franz

[am Rande] Wird Foerster noch gelesen?


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at