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Postkarte an Felice Bauer
Liebste, heute kamen die Briefe von Montag und Dienstag. Sie finden mich
nach erstaunlich langer fast ganz ohne Kopfschmerzen verbrachter Zeit wieder
einmal in sehr schlechtem Stand. Wenn es eine Ausnahme ist, will ich es
gerne tragen. - Auf Deinem Ausflug hat ja nichts gefehlt, was zu Ausflügen
gehört, dafür war aber manches dabei, was sonst bei Ausflügen
nicht ist, und das war vielleicht das Gute. Nein, von Fräulein Blumstein
hast Du mir noch nicht erzählt. Nun aus den Bildern wird alles deutlich
werden. -Die Vorlesung ist also am Freitag, den 10. November um 8 Uhr,
die genaue Stunde meiner Ankunft in München schreibe ich Dir morgen,
schreibe mir bitte auch, wann Du ankommst und wo Du wohnst. Die Vorlesung
ist jetzt endgiltig bestimmt, aber ein ganz kleines Häkchen (unabhängig
von mir) ist noch darin, aber vielleicht besteht es nur für meine
überängstlichen Augen und wird sich zu keinem Haken auswachsen.
-dass Du nun auch noch regelmäßig einen Vortragscyklus
besuchst, scheint mir nun wirklich zu viel. Und gar Vorträge über
Strindberg! Wir sind seine Zeitgenossen und Nachkommen. Nur die Augen schließen
und das eigene Blut hält Vorträge über Strindberg. Trotzdem,
schreib mir hie und da ein Wort über die Vorträge, wenn Du wirklich
hingehst. -Mit Frau Hauschnerhabe ich nicht gesprochen, sie kennt mich
nicht, aber Max hat Euren Besuch angekündigt und ist sehr von ihr
geliebt.
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at