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[Postkarte an Felice Bauer
Meine Liebste-was für Vorwürfe macht Dir Deine Mutter und gar
Kopfschmerzen bereitende Vorwürfe? Von dieser Seite her hätte
doch jetzt Friede sein sollen. Schreib mir darüber.-Man kann nicht
sagen, dass Du den Sonntag lustig verbracht hast. Warum fährst
Du nicht gleich früh aufs Land an diesen wenigen Sommersonntagen,
die noch übrig sind? Ich lief mit Ottla herum (die ein Beamter, der
uns traf, wie er mir heute sagte, für meine Braut gehalten hat) und
endigte bei saurer Milch in einem Garten. - Du schreibst, Du kämest
vom Mittagessen; wo war das? War am Montag schon das Hilfsmädchen
da, das eigentlich schon am Samstag hätte kommen sollen? -Schwer zu
raten, was Du lesen sollst. Ich würde im Zusammenhang mit dem Volksheim
zur Wiederaufnahme der Memoiren raten, die ich Dir einmal
geschickt habe. - "Legt sie die Arbeit in den Schoß nieder...
höchst schmeichelhaft ..." wie aber, wenn sie bei einem Höhepunkt
neue Farben auszusuchen beginnt?
Herzlichste Grüße Franz
Memoiren: Memoiren einer Sozialistin. Vgl.
Anm. S. 638.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at