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An Felice Bauer
Liebste F., ich habe nur 10 Minuten und nicht einmal die ganz. Was soll
ich tun und schreiben in der Eile? Zuerst danken dafür, dass
Du den August als Austrittsmonat nennst, er soll es bleiben. Ich sah "furchtbar
elend" aus, gewiß, mir war auch derartig, dieses Aussehn habe
ich mir ja im Laufe eines halben Jahres erkämpft. Mich pflegen würde
nicht helfen, der Zeitablauf wird helfen und jeder Tag, um den Du den Termin
näher rückst, wird helfen und jedes Vertrauen und jede Geduld,
die Du mir gegenüber zeigst, wird helfen und das letzte am meisten.
Wir sind doch (es ist gefährlich, in der Eile auf so zugespitzte Bemerkungen
sich einzulassen) wir sind doch äußerlich gegensätzliche
Menschen, müssen also einer mit dem andern Geduld haben, müssen
den fast göttermäßigen, nur dem gesteigertesten menschlichen
Gefühl gegebenen Blick für des andern Notwendigkeit, Wahrheit
und endlich Zugehörigkeit haben. Ich habe, F., diesen Blick, darum
ist auch mein Vertrauen in unsere Zukunft fest. Streift mich einmal der
leichteste Schein eines solchen Blickes aus Deinen Augen, so zittere ich
vor Glück.
Franz
Schreib mir gleich, seien es nur paar Worte.
Könnte ich nicht Frl. Brühl mit irgendetwas irgendeine Freude
machen. Ich kann nicht von weinenden Mädchen hören.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at