Lehre

Zur Kampagne gegen Karl Pfeifer

Mit einer Mischung aus Befremdung und Ekel nehme ich diese "Debatte" zur Kenntnis. Meinen festen Vorsatz, sich der vernünftigen Haltung anzuschließen, sie nicht einmal zu kommentieren, breche ich mit diesem Posting, nicht aber, um mich "inhaltlich" einzubringen, sondern lediglich, um Karl Pfeifer, aber auch Claudia Volgger zu versichern, dass längst nicht alle schweigend Mitlesenden goutieren (und als Mitdenkende sich gefallen lassen), was hier an Unglaublichem vor sich geht.

Als da wäre:
1. Die schlüssig vorgetragene Kritik von Karl Pfeifer am Volksstimme-Text von Franz Schandl ist mitnichten Gegenstand der Diskussion. Dem entzieht sich Schandl erfolgreich, vielmehr postet er Stoakogler Texte durch die Gegend und betreibt eine menschenverachtende Kampagne, die ihresgleichen sucht.
2. Womit das Wort "Kampagne" gefallen ist. Der Umstand, dass die Kritik eines Journalisten damit beantwortet wird, dass der Kritisierte "Dossiers" mit zum Teil privatem Inhalt zusammenstellt und verschickt, sowie mit dem selben inquisitorischen Tonfall Drohungen ausstößt und den Kritiker als senilen, "ungeschickten" (F.S.) Deppen hinstellt, der sich von einer imaginierten Sekte willenlos in etwas "hineintheatern" (ders.) ließ und dabei auch noch Fehler macht (wobei nie wieder ein Wort darüber fiel, dass die MUND-Redaktion und nicht Pfeifer 'Streifzüge' und 'Grundrisse' miteinander verwechselte, ein immer verzeihlicherer Fehler, wie mir heute scheint), dieser Umstand also, dieses ungustiöse Szenario erhält den Titel "Rufmordkampagne", aber nicht etwa gegen Karl Pfeifer, sondern gegen Schandl, der einzige, der hier eine Kampagne im wahrsten Sinn des Wortes betreibt (Beleg hierfür ist die jüngste Drohung, "den Skandal zu seiner höchsten Blüte" zu treiben). Eine atemberaubende und perfide Verkehrung der Umstände, die auch noch brav aufgenommen wird.

Besonders perfide scheint mir die Aberkennung des Anspruchs eines verdienten Journalisten auf die Authentizität seiner Position. Leicht durchschaubar das in's Spiel Bringen völlig unbeteiligter Personen (wobei ich mich erinnere, dass doch Schmidinger Pfeifers "Kettenhund" gewesen sei und nicht umgekehrt, Ordnung in der Paranoia täte hier mal Not); gleichermaßen indiskutabel wie für ein Weltbild signifikant, Clauda Volgger als seine "Redaktionsassistentin" zu bezeichnen.

Was passiert, wenn einer Person ihre symbolische Identität aberkannt wird, indem ihre Position für nicht authentisch und somit null und nichtig erklärt wird, hat Claude Ambroise (übrigens sehr passend zu meiner bereits gewählten Inquisitions-Metapher) präzise benannt: "... die radikalste Möglichkeit der Liquidierung eines politischen Menschen: Du zählst nicht mehr, du bist ein Nichts, du bist nicht einmal der Absender deiner Nachricht (...) In unserer politischen Gesellschaft kann es zu einer radikalen Exkommunikation kommen, zur Eliminierung einer dominanten Persönlichkeit durch das Aberkennen ihrer Identität. Exkommunikation bedeutet Ausschluss vom symbolischen Ausstausch, jemandem diese Möglichkeit zu nehmen, kommt einem Todesurteil gleich."

Auch wenn zu hoffen ist, dass Schandl das nicht gemeint hat, gilt Karl Pfeifer hiermit meine volle Solidarität.

Ingo Lauggas

PS: Ein Dank auch an Claudia Volgger für ihr bemerkenswert unermüdliches Argumentieren.

 

Erschienen im
MedienUnabhängigen NachrichtenDienst (MUND), 8. Oktober 2003

Vgl. "Wiener Koinzidenzen"