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Euro für den Widerstand!
Eines der besten Online-Projekte zu Antisemitismus, Rassismus
und gegen gegen hetzerische Inhalte im Internet ist existenziell gefährdet:
haGalil onLine, eine extrem umfangreiche Seite, die seit 1995 besteht
und mittlerweile über 3 Millionen Zugriffe und 270.000 BesucherInnen
im Monat verzeichnet. Am Anfang stand die Überzeugung, dass Verbote
und offzielle Ächtung wenig gegen verhetzenden Content im Netz ausrichten
können, und deshalb setzt haGalil onLine "100 Seiten Information
gegen eine Seite voll Lüge und Hass und verringert damit deren Chancen,
auf den vorderen Plätzen der Suchmaschinen zu erscheinen."
Der Schwerpunkt der Texte liegt neben politischen Analysen bei Berichten
über antisemitische, rassistische und rechtsextremistische Angriffe,
vor allem aber auch "über die schleichenden Selbstverständlichkeiten',
die im täglichen Sprachgebrauch und in tagespolitischer Praxis Rassismus
dokumentieren."
Der umfangreiche Nachrichtenteil von haGalil onLine bietet in dutzenden
Rubriken Hintergrundberichte, die sonst kaum wo zu finden sind, einen
zentralen Platz nimmt die Auseinandersetzung mit Israel, dem Nahostkonflikt
und Antisemitismus ein. Die MacherInnen sind überzeugt davon, dass
die Diskussionen, wie Antisemitismus zu bekämpfen ist, weniger davon
handeln sollten, was wünschenswert wäre, sondern vielmehr davon,
was überhaupt machbar ist: "Antisemitismus, Antizionismus, Hass
und Demokratiefeindlichkeit im Internet müssen im Internet und mit
den Möglichkeiten des Internets bekämpft werden. Wenn wir uns
heute anschauen, welche Effektivität haGalil mit welch geringen Mitteln
erreicht hat, dann besteht durchaus Hoffnung, dass die Verbreitung fundamentalistisch-nationalistischer
Hetze ganz entscheidend behindert werden kann."
1997 wurde das erste Meldeformular für NS-Seiten ins Netz gestellt.
Dies wird im Jahr über 1.000 Mal genutzt und mittlerweile ist fast
jede dritte Strafanzeige in Deutschland in diesem Bereich auf eine Meldung
von haGalil onLine zurückzuführen: "Wir leiten die hier
gemachten Beobachtungen nicht einfach an die Staatsanwaltschaften weiter,
sondern führen auch eigene Ermittlungen durch und geben den Staatsanwaltschaften
sowohl juristische als auch technische Nachhilfe', so dass der größte
Teil der über uns erstatteten Anzeigen auch tatsächlich zu einer
Verurteilung führt."
haGalil onLine verfügt über keinerlei öffentliche Unterstützung
und steht nun trotz des Erfolgs vor dem Aus und muss dringend unterstützt
werden: "Schon zwanzig Euro im Jahr helfen, haGalil zu erhalten;
wenn's zweihundert sind, finanzieren Sie die Information für zehn
weitere Leser gleich mit."
www.hagalil.com
Erschienen in Malmoe #28 / 2005
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