Margaret Chatterjee: "Philosophie in Indien heute"


Aus dem Englischen von Franz M. Wimmer

Erschienen in:
F. M. Wimmer (Hg.):
Vier Fragen zur Philosophie in Afrika, Asien und Lateinamerika, S. 67-76
Wien: Passagen 1988

Aus dem Text:

Die Zahl derjenigen, die sich in interdisziplinären Studien mit einem Schwerpunkt in der Philosophie engagieren, steigt rasch an. Es ist für die jüngere Generation angesichts des schnellen Rückgangs der Kenntnisse klassischer Sprachen leichter, in diese Richtung zu gehen. In manchen Kreisen wird Bestürzung laut über das Verschwinden der Philosophie aus den Studienplänen der Universitäten - ein Phänomen, das sich aus der Präferenz ergibt, die unter den Bedingungen der Dritten Welt solchen Fächern wie Handel und Wirtschaft gegeben wird. Was man hier jedoch beachten muß, sind die Trends in der Forschung, und die Fragen, die im Hörsaal gestellt werden, denn diese geben in nicht geringem Grad einen Maßstab für die Vitalität eines Faches ab. Es gibt immer noch Leute, die für eine konsequente Erforschung der Klassiker eintreten, obgleich sie sich durch die fehlenden Ausbildungsmöglichkeiten für Sanskrit in den jetzigen Instituten für Philosophie behindert sehen. Zumindest nehmen die meisten Philosophie-Institute in Indien eine pluralistische Position ein, und ich halte das für ein gutes Zeichen. Als ich 1974 für Allen & Unwin den Band Contemporary Indian Philosophy herausgab, hielt ich diesen Ausdruck für gleichbedeutend mit "den Werken, die von Philosophen in Indien produziert worden sind." Manche der Beiträge waren exegetische Arbeiten über indische philosophische Systeme. Das Schwergewicht aber lag auf dem neuen Werk, das von modernen Philosophen in Indien geschrieben worden war. Zu dieser Zeit konnte ich zwischen diesen beiden Richtungen keinerlei Brücken sehen. Nun, da wir uns dem Ende des Jahrhunderts nähern, gibt es einige Anzeichen für ein innovatives Denken, das der Tradition gelegentlich etwas verdankt, das aber in keiner Weise an sie gefesselt ist.


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