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[Tagebuch, 28. September 1917; Freitag]

28 (September 1917) Grundriß der Gespräche mit F.

Ich: So weit habe ich es also gebracht

F. So weit habe ich es gebracht

I. So weit habe ich Dich gebracht

F. Das ist wahr

Dem Tod also würde ich mich anvertrauen. Rest eines Glaubens. Rückkehr zum Vater. Großer Versöhnungstag.

An einem Brief an F., vielleicht dem letzten (1 Okt)

Wenn ich mich auf mein Endziel hin prüfe, so ergibt sich, dass ich nicht eigentlich danach strebe ein guter Mensch zu werden und einem höchsten Gericht zu entsprechen, sondern, sehr gegensätzlich, die ganze Menschen- und Tiergemeinschaft zu überblicken, ihre grundlegenden Vorlieben, Wünsche, sittlichen Ideale zu erkennen, sie auf einfache Vorschriften zurückzuführen und mich in ihrer Richtung möglichst bald dahin zu entwickeln, dass ich durchaus allen wohlgefällig würde undzwar (hier kommt der Sprung) so wohlgefällig, dass ich, ohne die allgemeine Liebe zu verlieren, schließlich, als der einzige Sünder, der nicht gebraten wird, die mir innewohnenden Gemeinheiten, offen, vor aller Augen ausführen dürfte. Zusammengefaßt kommt es mir also nur auf das Menschengericht an und dieses will ich überdies betrügen, allerdings ohne Betrug.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at