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Postkarte an Felice Bauer

[Prag, 17. X. 16
 


Liebste, Wunder über Wunder, es bekommt den zwar noch nicht vollständigen, aber schon recht großen Anschein, dass ich werde fahren können. Jetzt möge die Sache nach Beseitigung der voraussehbaren Hindernisse nicht an unvorhergesehenen unmöglich werden. Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, dass die Vorlesung statt am 10. erst am 17. November stattfindet. Im Laufe der nächsten Woche entscheidet es sich. Sollte es am 10. sein, dann mußt Du auf eine Vorlesung Milan, die ich glaube am 9. November im Choralionsaal sein wird, mir zuliebe verzichten, sonst aber mußt Du mir zuliebe in den Choralionsaal gehn. Es ist vielleicht nicht das Programm (Ebner-Eschenbach, Keller, Storm), das ihn in seiner ganzen Stärke zeigt, es wird vielleicht mit Ausnahme Kellers, etwa dem Vorlesen einer Novelle von Jacobsen entsprechen, das ich gehört habe und das (natürlich nur verhältnismäßig) am schwächsten verlief, aber trotzdem, Du mußt, Felice, hingehst und es hören. - Mit Deiner Vorlesung der Galoschen des Glücks bin ich sehr einverstanden, Du kannst auch noch viel mehr von Andersen lesen, aber keineswegs Teile, die Du das nächste Mal nicht zuende lesen willst. Schon bei der Minna von Barnhelm werden die Kinder (richtiger Weise) um den Eindruck des Ganzen gebracht, das sollte sich aber nicht mehr wiederholen. Heute kam keine Nachricht.

Franz




Milan: Der Vortragskünstler Professor Emil Milan (1859-1917).


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at