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An Grete Bloch

2. V. 14 [vermutlich vom 2. oder 3. Juni 1914]
 


Liebes Fräulein Grete, nur paar Zeilen, ich mußte nachmittag die Schlaflosigkeit der Nacht zu ersetzen suchen, abend im Geschäft die Eltern vertreten, es bleibt wenig Zeit, aber Zeit genug, um folgendes zu sagen: Was Sie für mich im ganzen bedeuten, das können Sie nicht wissen, aber selbst das, was Sie davon wissen, muß Ihnen das Bewußtsein geben, dass Sie mir gegenüber in einer von Ihnen durchaus nicht durchschauten aber gänzlich mitgefühlten Lage für mich vielleicht alles tun, was ein Mensch für den andern tun kann, und dass dieses Alles immer wieder in allem, was Sie tun, besonders in Ihrem Blick vereinigt ist und wirkt; auch wirkt, Fräulein Grete, auch wirkt. Und nun küsse ich noch Ihre liebe Hand.

Franz K.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at