An Grete Bloch
[3. oder 4. April 1914]
[Obere Hälfte der Seite fehlt]
lich jetzt [Textverlust] doch wohl von München die Post
nachgeschickt wird. (Ist es nicht möglich, dass er nach Prag
kommt?) Und die Aufregung im Bureau ist erst recht unverständlich.
Ihre Arbeit in Budapest war doch nicht der Verkauf; der war doch Aufgabe
des früher hingeschickten Vertreters. Sind das so verbohrte und bösartige
Menschen? Und für Ihre maßlose Anstrengung hatten sie keine
[...] zu tun, habe auch sonstige [...] und Abhaltungen, denn - ich fahre
wahrscheinlich morgen nach Berlin, erwarte nur noch für morgen vormittag
ein Telegramm. Sie tun mir übrigens unrecht, Fräulein Grete,
wenigstens in diesem Punkte tun Sie mir unrecht, wenn Sie die damalige
Fristsetzung "unergründlich" nennen. Ich weiß zwar
nicht genau, worin Sie mein Unrecht sehn, darin dass ich überhaupt
eine Frist setzte oder darin dass ich noch eine Frist setzte. Meinen
Sie das letztere, so scheint es aber nicht zu sein, - dann verstünde
ich es eher. Aber Sie wissen ja nicht, was für ein Brief es war, den
ich mit jenem fristsetzenden Brief (übrigens einem ohne die
geringste Überlegung nur aus vollständiger Notwendigkeit 12
Seiten lang hingeschriebenem Brief) beantwortete. Der Hauptsinn und
Hauptwortlaut jenes Briefes von F. war: "Du hast mir gesagt, die
Liebe, die ich für Dich fühle, genügt Dir, also gut".
Es tut mir leid, wenn Sie mir unrecht tun, und dieses Leid wird natürlich
nicht im geringsten dadurch ausgeglichen, dass Sie im meisten viel
zu gut von mir denken.
Nein, an Gmünd vergesse ich nicht und auch an Wien nicht. Ich habe
Ihnen auch einiges zu erzählen und vieles zu fragen. Kommt es jetzt
in Berlin zu keinem guten Ende, dann ist es das Ende überhaupt und
ich komme wohl Ostern nach Wien. Sonst aber - wie wäre es, wenn Sie
Ostern nach Berlin fahren und ich in Prag in Ihr Coupé einsteigen
würde?
Herzlichste Grüße Ihres Franz K
Haben Sie eigentlich (ich will Ihr Urteil über mich. besser verstehn)
den Brief in Budapest und die 3 Briefe in Wien bekommen ?
12 Seiten lang hingeschriebenem Brief: Kafkas Brief
an Felice vom 21. März 1914, S. 527ff