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An Felice Bauer
Meine liebste Felice, es ist richtig, ich habe jetzt die Auskunft von der
Mutter überreicht bekommen. Es ist ein großes, ebenso grausliches
wie urkomisches Elaborat. Wir werden noch darüber lachen. Ich wußte,
dass es meine Mutter eingeholt hat. An dem Abend des Tages nämlich,
an welchem Dein letztes Telegramrn gekommen war, ließ ich die Mutter
den Brief lesen, den ich für Deinen Vater vorbereitet habe. Nun glaubte
sie keine Zeit mehr verlieren zu Dürfen und bestellte, ohne mich mehr
zu fragen, die Auskunft, zweifellos mit dein Vorbehalt, dass Du nichts
davon erfahren dürftest. Nächsten Tag gestand sie es mir ein,
ich nahm es nicht mehr wichtig und kümmerte mich nicht mehr darum.
Nun ist es da, es ist wie von jemandem geschrieben, der in Dich verliebt
ist. Dabei ist es unwahr in jedes Wort hinein. Ganz schematisch, es sind
wahrscheinlich wahre Auskünfte überhaupt nicht zu bekommen, selbst
wenn das Burcau die Wahrheit überhaupt erfahren könnte. Und trotzdem
beruhigt es meine Eltern tausendmal mehr als mein Wort. -Denke nur, der
Gewährsmann lügt sogar unverschämt, seiner Meinung nach
zu Deinen Gunsten. Was glaubst Du, "hört man von Dir besonders"?
"Man hört von Dir besonders, dass Du gut kochen kannst."
So etwas! Natürlich weiß er nicht, dass Dir das in unserem
Haushalt gar nicht nützen wird, oder dass Du wenigstens vollständig
umlernen müßtest. Ich weiß es nicht, aber ich glaube doch
- ich bin gestört worden und habe nur einen Augenblick noch Zeit -
ich glaube doch, dass unsere Wirtschaft eine vegetarische sein wird,
oder nicht? Du liebe Köchin, von deren Köchinnentüchtigkeit
"man besonders hört."
Du, mir ist elend, ich gehe aus den Fugen, wenn sie mich dort im Süden
nicht wieder zusammenbringen. Nach Westerland kann ich nicht kommen, mein
Chef ist auf Urlaub, und selbst wenn ich Urlaub hätte, ich käme
kaum, ich muß meinen ganzen Urlaub darauf verwenden, ein wenig hinaufzukommen,
schon Dir zuliebe. -Wie denkst Du Dir die Reihenfolge: mein Brief an Deinen
Vater und dann der Besuch meines Vaters oder lassen wir meinen Vater überhaupt
weg? Du hast ja jetzt Zeit nachzudenken. Und versuche von mir zu gesunden,
aber nicht vollständig.
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at