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Juan
Bautista Alberdi "In Amerika ist alles, was nicht europäisch ist, barbarisch: es gibt keine größere Unterscheidung als diese: 1. – der Indigene, d.h. der Wilde; 2. – der Europäer, d.h. wir, die wir in Amerika geboren wurden und Spanisch sprechen, die wir an Jesus Christus glauben und nicht an Pillan (den Gott der indigenen Bevölkerung).” [Juan Bautista Alberdi (1852), in: Halperin Donghi, Tulio, Proyecto y construcción de una nación (Argentina 1846-1880), Biblioteca Ayacucho, Caracas, 1980, S. 90; deutsche Übersetzung dieses und aller folgenden Zitate: MMaga. Heike Wagner und Dr. David Gualberto Cortez Jimenez] "Unsere Philosophie wird (…) eine Reihe von gegebenen Lösungen zu den Problemen sein, die die nationalen Schicksale interessieren; (...) die Gesetze, durch die wir zu unserem Ziel kommen müssen, d.h. zu unserer Zivilisation, (...).” [Juan Bautista Alberdi (Nachlass), in: Marquínez, Germán, ¿Qué es eso de filosofía latinoamericana?, Editorial El Búho, Bogotá, 1989, S. 26] |
Neue Themen | Kritik |
Die Frage nach der
Identität Lateinamerikas wird innerhalb der Frage der Moderne
gestellt. |
Positivismus wird eine
Staatsideologie. _ Autoritarismus |
Rezeption: + Auguste Comte (Drei-Stadien-Gesetz) + Herbert Spencer (Evolutionismus) + Jeremy Bentham (Utilitarismus) |
Ausschließung der
indigenen Bevölkerung. _ Rassismus. |
Projekte der nationalen
Oligarchien und Neokolonialismus (USA). |
José Vasconcelos: "Eine Religion wie die christliche hat die amerikanischen Indianer in wenigen Jahrhunderten vom Kannibalismus zur relativen Zivilisation fortschreiten lassen." [José Vasconcelos, La raza cósmica, 18. Auflage, Espasa-Calpe, México, 1995, S. 12] "Im spanischen Amerika (…) ist die Rassensynthese oder die integrale Rasse, gemacht aus dem Blut und dem Genie aller Völker, und eben deswegen ist sie fähiger zu wahrhaftiger Brüderlichkeit und zu wirklich universeller Vision.” [José Vasconcelos, La raza cósmica, 18. Auflage, Espasa-Calpe, México, 1995, S. 30] Das "Gesetz des Geschmacks” als "Norm der menschlichen Beziehungen” [Vasconcelos 1925: 37]. Das "letzte Ende der Geschichte" ist "die Fusion der Völker und der Kulturen zu erreichen” [José Vasconcelos, La raza cósmica, 18. Auflage, Espasa-Calpe, México, 1995, S. 37 und 27]. "Und ich glaube, dass es einer empfindsamen/emotionalen (emotiva) Rasse wie der unseren gebührt, die Prinzipien einer Interpretation der Welt gemäß unserer Emotionen zu entwerfen.” [Vasconcelos (1927), in: Marquínez, Germán, ¿Qué es eso de filosofía latinoamericana?, Editorial El Búho, Bogotá, 1989, S. 58] |
Neue Themen | Kritik |
Kritik des Positivismus durch Rezeption des Vitalismus (Bergson und Nietzsche) und der Mystik. | Enthistorisierung der kulturellen Prozesse durch Ästhetisierung der Geschichte. |
Bewahrung der eigenen kulturellen Traditionen (Katholizismus). | Mestizaje wird zur Anpassungs- bzw. Assimilationspolitik für die indigene Bevölkerung. |
Kritik am Amerikanismus (USA). | Antiimperialismus (USA), aber innerhalb der Interessen der Eliten und der neokolonialen Kulturpolitik Frankreichs. |
Leopoldo
Zea: "Geschichtsphilosophie, die beim Bewusstwerden der Knechtschaft und Abhängigkeit sich einfach in eine Philosophie verwandelt, die sich zum Ziel setzt, der Knechtschaft und Abhängigkeit ein Ende zu setzen, die uns im Laufe unserer Geschichte auferlegt wurden.” [Leopoldo Zea (1981) in: Marquínez, Germán, ¿Qué es eso de filosofía latinoamericana?, Editorial El Búho, Bogotá, 1989, S. 127] "Die Philosophie beginnt in unserem Amerika, eine Philosopie seiner eigenen Geschichte zu werden." (Leopoldo Zea (1981), in: Marquínez, Germán, ¿Qué es eso de filosofía latinoamericana?, Editorial El Búho, Bogotá, 1989, S. 122) |
Neue Themen | Kritik |
Authentizität als Frage der lateinamerikanischen Identität: "Filosofía sin más". (Philosophieren, sonst nichts). | Aufwertung der nationalen und
lateinamerikanischen Geschichte. _ Nationalismus. |
Kritik am Historismus Hegels: Originalität und Universalität sind keine ausgrenzenden Konzepte. | Teleologie der
lateinamerikanischen Geschichte. _ Humanismus der Oberschichten. |
Lateinamerikanische Identität: "dialektische Bewegung des Bewusstseins”. | Homogenisierung und Integration der kulturellen Differenzen in die Nation. |
Enrique
Dussel: Für die "Befreiungsphilosophie [ist] (d)ie philosophisch-politische Frage folgende: es gibt keine nationale Befreiung gegenüber über die jeweiligen Imperien ohne die soziale Befreiung der unterdrückten Klassen." [Dussel (1975), in: Marquínez, Germán, ¿Qué es eso de filosofía latinoamericana?, Editorial El Búho, Bogotá, 1989, S. 134] "Die Befreiungsphilosophie möchte die ganze Philosophie (von der Logik oder Ontologie bis zur Ästhetik oder Politik) vom Anderen, vom Unterdrückten, vom Armen her überdenken: das Nichtsein, der Barbar, das Nichts des ‚Sinnes’." [Dussel (1975), in: Marquínez, Germán, ¿Qué es eso de filosofía latinoamericana?, Editorial El Búho, Bogotá, 1989, S. 134] "Das Volk ist als organisches Gefüge der Klassen, Ethnien und anderer unterdrückten Gruppen das historische Subjekt der authentischsten Kultur: der lateinamerikanischen Kultur des Volkes." [Enrique Dussel, Cultura Latinoamericana y Filosofía de la Liberación, in: Cristianismo y Sociedad, N. 80, México, 1984, S. 20] |
Neue Themen | Kritik |
Dependenztheorie als Analyse der modernen Gesellschaften. | Interne, nationale Ursachen der "Unterentwicklung" werden ausgeblendet. |
Engagement der Philosophen: Befreiung der Unterdrückten. | Messianismus und Populismus der lateinamerikanischen Eliten. |
Lateinamerikanische
Identität: + "nationale Kultur des Volkes” ("cultura nacional popular”) |
Interkulturalität und Gender sind kein zentrales Thema des Befreiungsdiskurses. |
Kultur innerhalb der Globalisierungsprozesse wird nicht thematisiert: Medien, Hybridität. |
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