Mag. phil. Dr. Giorgio Palma

Dissertation: Resonanzen. Umwege zu einer stimmhaften Sprache

Abstract

Im Nachdenken über das Verhältnis zwischen phone und logos lassen sich im Corpus unserer abendländischen Philosophie einige Spuren eines Denkens der Stimme ausmachen. Solche Spuren verfolgend und auf sie horchend, geht diese Arbeit gewissen Denkwegen nach, die zur Thematisierung einer stimmhaften Sprache, verstanden als Sprache der Stimmen und Mit-teilung ihrer Partikularität, führen: Was sich in der Sprache zunächst mit-teilt, ist nämlich nichts anderes als die Stimme, oder besser, es sind die Stimmen in einer Mehrzahl, welche sich nicht weiter vermeiden lässt.

Solche Wege sind sicherlich nicht die einzigen, geschweige denn die kürzesten und direktesten, sondern sie bilden die philosophischen Umwege, auf denen die Sprache stimmhaft wird (Paul Celan). Auf solchen Wegen scheint die Stimme nicht mehr von einer hierarchischen Beziehung absoluter Dependenz der phone von dem logos, welche die theoretische Grundlage für die metaphysische Deutung der Stimme bildet, gedacht zu werden.

In Einklang mit den Worten von Jean-Luc Nancy, der in der Außer-Text-Setzung des Körpers die seinem Text ureigene Bewegung erkannt hat, werde ich nach den Spuren der Stimme entlang jener Grenze, jenem äußersten Rand suchen, an welchem sich der Körper heutzutage noch immer befindet. An dieser Grenze, an diesem äußersten Rand des philosophischen Textes verbleibend, lässt sich die Erfahrung der menschlichen Stimme in ihrem Schwellencharakter als Erfahrung einer hörbaren Gren-ze beschreiben: Die menschliche Stimme, so lautet die zentrale These dieser Arbeit, ist das Hörbar-Werden jener Spannung zwischen dem Sinn des Hörbaren und dem hörbaren Sinn, d. h. zwischen der Bedeutung und ihrem Klang, zwischen logos und phone, Sprache und Körper Spannung (tensio), die in der Doppelbedeutung vom lateinischen Verb intendere (Verstehen, Hören) noch erklingt.

Am Leitfaden solcher Überlegungen, so wie im Nachdenken über das Verhältnis zwischen menschlicher und tierischer Stimme bzw. zwischen Sprache und Stimme, be-schäftigt sich diese Arbeit in einem weiteren Zug mit jenen philosophischen und kulturwissenschaftlichen Kontexten, innerhalb deren die Frage nach der Stimme aus ver-schiedenen Perspektiven gestellt worden ist: die Metaphysik der Präsenz so wie die Derridasche Kritik an dem Phonologozentrismus, die Debatte über das Verhältnis zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit so wie die Kritik an dem philosophischen Videozentrismus.

Publikationen

  • Hörbarkeit der Stimme. Philosophische Annäherungen an das Hörphänomen der Stimme, in: Fürst, M., Gombocz, W., Hiebaum, C. (Hg.), Analysen, Argumente, An- sätze. Beiträge zum 8. Internationalen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie, Band 2, Ontos Verlag: Heusenstamm 2008, S. 331-339.
  • Die Opazität der Oberfläche: Wittgenstein und Celan, in: Gasser, G., Kanzian, C., Runggaldier, E. (Hg.), Kulturen: Konflikt-Analyse-Dialog. Beiträge des 29. Interna- tionalen Wittgenstein Symposiums, Band XIV, Kirchberg am Wechsel 2006, S. 240- 242.

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