Anti Elektra. Totemismus und Schizosoma
Chor Max Reinhardt Seminar / Elisabeth von Samsonow
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Abstract
Die Mythe Anti-Elektra, ein „Stück“ von Elisabeth von Samsonow, kann als Expedition in eine vorödipale Kultur gelesen werden, die durch die moderne Mythe vom Menschen als ödipalem Wesen nicht nur verschüttet, sondern von Freud endgültig begraben wurde.
In Anlehnung an den Anti-Ödipus von Gilles Deleuze & Felix Guattari unternimmt sie in ihrem Text den Versuch, die familiäre Enge der Freud’schen Interpretation der Psyche als Familiendrama zu sprengen, indem sie die Psyche fortan um die Themen Totemismus und Schizosoma kreisen lässt. Ein kulturanthropologisches Sujet, das sie dem Dreieck Papa-Mama-Kind entwöhnen soll, um sie an den Gedanken einer vorödipalen Welt zu gewöhnen.
Im Zuge ihrer archeo-logischen Zeitreisen in längst begrabene Kulturen stößt Elisabeth von Samsonow auf alte Befunde einer materialen Kultur, in welcher das Bild einer tierischen Erdmutter das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen zu dominieren schien, da nur sie unter allen Lebewesen über die einzigartige Macht verfüge, in ihrem eigenen Körper – und aus ihm heraus – andere, fremde Körper ausbilden und gebären zu können. Und vielleicht, so lautet eine Annahme ihres Vortrags, ist die grausame Mutter Klyptemnestra, welche Elektra als ihre Tochter gebar, inmitten des ödipalen Mythos selbst eine letzte, schwache Erinnerung an jene vorödipale Gestalt einer furchterregenden, tierischen Erdmutter, welche „Junge gebiert“, um diese letztlich der Grenzsituation des Todes auszusetzen und damit wieder in ihr Erdinneres zurückzunehmen.
Hier und Jetzt, an der Schwelle des Todes, erwartet die sterblichen Körper von Mal zu Mal jener Tod, in dem es in totemistischer Lesart darum gegangen sein wird, den verwesenden Körper zu verlassen, um ihn im Durchlaufen totemistischer Stoffwechselprozesse zu Gunsten eines re-generierten Körpers auszuwechseln.
Die Ausgrabung überlieferter Spuren, welche auf die vorödipale Sage von Schizosoma und Totemismus hinweisen, führt damit zur Wiederentdeckung der Frage nach der Plastizität der Körper als Quanten von Stoff-Wechselprozessen.
„’Stoffwechsel’ ist [hier] ganz im Sinne des Architekten Gottfried Semper gemeint, der in ihm das universale Prinzip der künstlerischen Hervorbringung sah. Stoffwechsel heißt gerade nicht Metamorphose, Formwechsel, sondern ein Platznehmen im anderen Stoff, also eine Art Metasomatose, eine Wechselkörperlichkeit, eine Körperlichkeit, die sich zweier Körper bedient: die Lust auf Stoffwechsel erzeugt das Bi-Soma oder, insofern sich ein Wesen über (mindestens) zwei getrennte Körper zu erstrecken sucht, das elementare Schizosoma.“ (Elisabeth von Samsonow)
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Filmausschnitt
Gesamter Performance-Film
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realisiert im Rahmen des FWF-Forschungsprojektes “Materialität und Zeitlichkeit performativer Sprechakte” (P17600): 2005-2007 Wien.
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