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An Robert Klopstock
Lieber Robert, so sehr sicher ist die Bestätigung der Abramschen Dinge,
die ich habe, nicht. Meine Schwester hat nur mit Rudolf Fuchs darüber
gesprochen, welcher ihr sagte, das wären bekannte Dinge, der sogenannte
Abramismus, auch Bücher wären schon darüber geschrieben.
dass er Spaß gemacht hat, glaube ich nicht; wo er vom Abramismus
gehört hat, ob etwa in der Redaktion, weiß ich nicht. Ich selbst
spreche mit niemandem außer mit Max (manchmal mit Oskar und Felix)
und meinem Arzt, die beiden wissen nichts davon, allerdings haben sie auch
den Aufsatz nicht gelesen. (Können Sie mir die Nummer des Blattes
sagen?) Mein Arzt (der übrigens daran schuld ist, dass ich den
ersten Anfang dieses Briefes, in dem ich mich über den Arzt ausgeschwätzt
habe, wegwerfen mußte) ist jünger als ich, leidenschaftlicher
Arzt, interessiert sich auch besonders für Krebs, hat mir auf meine
Erzählung hin ein Buch über Radioaktivität gezeigt, das
er gerade studiert hat, von Abram weiß er aber nichts.
Ihre Selbstvorwürfe wegen Abram! Solche Dinge, solche Bekenntnisse
sind es, die mir die Welt seit jeher fern halten. Wenn wirklich das Auftreten
einer solchen Sünde etwas Außerordentliches, Vereinzeltes, besonders
Schreckliches ist, dann verstehe ich nicht nur nicht die Welt, das ist
selbstverständlich, dann aber ist sie aus anderem Stoff als ich. Für
mich wäre eine solche Sünde nichts als ein Tropfen in dem Lebensstrom,
auf dem ich fahre, glücklich, wenn ich nicht ertrinke. Eine solche
Sünde hervorheben scheint mir das Gleiche, wie wenn jemand die Abfallwässer
von London untersuchen und eine einzige tote Ratte in ihnen finden würde
und auf Grund dessen zu dem Schlusse käme: "London muß
eine äußerst widerliche Stadt sein".
Die Angst wegen des Arbeitsstoffes ist immer wohl nur ein Stocken des Lebens
selbst. Man erstickt im allgemeinen nicht, weil es an Luft, sondern weil
es an Lungenkraft mangelt.
Ihre Erklärung der Abramschen Dinge ist sehr gut, nur die Elektronen
verstehe ich nicht, nicht einmal den Namen.
Das Reformblatt ist gewiß ein sehr lächerliches Blatt, aber
die Lächerlichkeit entwertet es nicht, sondern ist nur eine Hinzugabe.
Die Bestrebungen dieses Blattes und anderer ähnlicher sind vielleicht
lebendiger als ihre Träger und warten nur in diesem Halbdunkel auf
ihre Zeit . . .
Alles Gute
Ihr K
Wie ist die Gesundheit und die Arbeit? Und warum noch immer nichts über
Frau Galgon?
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at