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An Ludwig Hardt
Verehrter Herr Hardt, ich bin nachmittag um 6 Uhr unten im Blauen Stern.
Ich komme so spät und gehe bald wieder, weil ich meine wenigen Kräfte
sparen will, um bestimmt Mittwoch abend kommen zu können. Natürlich
kann ich nicht voraussetzen, dass Sie gerade in dieser zufälligen
Stunde Zeit haben werden; haben Sie keine Zeit, dann schicken Sie mich
brieflich fort, ich werde beim Portier nachfragen. Sollte ich Sie auf diese
Weise Dienstag nicht mehr sehen können, dann bitte ich Sie nur uni
eines: Wäre es möglich und wären Sie so freundlich, Mittwoch
die Kleistsche Anekdote in das Programm aufzunehmen?
Ihr herzlich ergebener
Kafka
[Nachschrift mit Bleistift:]
Verehrter Herr Hardt, eben kam Ihr Brief, gewiß wäre der Abend
das Beste, aber ich getraue mich nicht, an zwei Abenden gleich nacheinander
bei diesem regnerischen Wetter auszugehen. Ich werde deshalb doch versuchen
Sie um 6 Uhr zu treffen. Gelingt es nicht, werde ich versuchen um halb
neun zu kommen, doch werde ich hinsichtlich dessen um sechs Uhr noch einen
Zettel beim Portier lassen. Was für Kompliziertheiten! Nehmen Sie
es mir, bitte, nicht übel.
Ludwig Hardt : Der Rezitator Ludwig Hardt las
häufig auch Prosa von Kafka.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at