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An Robert Klopstock
Lieber Robert, es ist ja nicht so schlimm, es ist bloß nicht gut
und ich fahre gewiß, wahrscheinlich nach Görbersdorf, es scheint
dort nicht teuerer zu sein als in Matlar, freilich wäre ich lieber
irgendwohin weiter gefahren, an den Rhein oder nach Hamburg, ich habe aber
keine richtigen Antworten von dort bekommen. Über 37.3 geht die Temperatur
nicht, aber über 37 ist sie täglich.
Warum schreiben Sie nichts von sich? Gesundheit, Smokovec, Empfehlungsbrief,
Aussee udgl.
Ilonka hat Chokolade geschickt, das ist sehr lieb von ihr; wie eine kleine
Vasallin schickt sie den Tribut und wagt gar nichts dazu zu sagen. Wie
still sie war und in der Erinnerung ist sie noch stiller geworden.
. . .
Letzthin war Janouch hier, nur für einen Tag vom
Land, er hat sich brieflich angezeigt, er ist gar nicht böse und besonders
Ihr Brief hat ihm viel Freude gemacht. Er kam zu mir ins Bureau, weinend,
lachend, schreiend, brachte mir einen Haufen Bücher, die ich lesen
soll, dann Äpfel und schließlich seine Geliebte, eine kleine
freundliche Försterstochter, er wohnt draußen bei ihren Eltern.
Er nennt sich glücklich, macht aber zeitweise einen beängstigend
verwirrten Eindruck, sieht auch schlecht aus, will einen Maturakurs machen
und dann Medizin ("weil es eine stille, bescheidene Arbeit ist")
oder Jus ("weil es zur Politik führt") studieren. Welcher
Teufel heizt dieses Feuer?
Holzmann wird in Heidelberg studieren? Bei Hegner war er also nicht? Schade.
Dann gehört er schon zum Teil Stefan. George, es ist kein schlechter,
aber ein strenger Herr.
Was machen die Matlarer, Glauber vor allem, seine Poprader Pläne,
wie hat die Münchner Akademie geantwortet? Ist Szinay schon dort?
Viele Grüße Ihres
K
Janouch: Vergleiche: Gustav Janouch, Gespräche
mit Kafka. Frankfurt, 1951
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at