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[An Ottla Kafka: Postkarte]

[Stempel: Prag - 8. IX. 17]
 


Liebe Ottla habe keine andere Karte. Also Mittwoch früh fahre ich aller Voraussicht nach. Max fängt zwar jetzt gegen Zürau zu arbeiten an, wird auch noch mit dem Professor sprechen. Seine Einwände sind etwa: Man soll gleich das Beste machen, also Schweiz, Meran oder dgl. - Professor habe nur weil er mich für ganz arm hält, zu Zürau zugestimmt - es ist dort kein Arzt, was tue ich wenn es plötzlich schlimmer wird, ich Blutsturz bekomme u.s.w. - die Zustimmung des Prof. sei davon abhängig gewesen, dass ich die von ihm vorgeschriebene Arsenkur mache und die mache ich nicht - was tue ich im Regen ohne Wandelhallen u. dgl. Meine Antworten auf diese Einwände werde ich Dir mündlich sagen. Übrigens widerlich diese vielleicht notwendigen Gesundheitsrücksichten, sie werden mir die lange freie Zeit tief verderben.

Franz




habe keine andere Karte: Die Mitteilungen an Ottla schrieb Kafka nämlich über folgenden Text: "Lieber Oskar, telefoniere bald. Aber nicht heute bietet er mir, wieder am Samstag kommt es: Speck 59, Talg 28, Butter 42. Wollt ihr etwas? Herzlich Franz". Gegen Bezahlung und andere Gegenleistungen verkauften Zürauer Bauern gelegentlich. der Familie in Prag und Kafkas Freunden Lebensmittel, die von Familienangehörigen oder Angestellten des elterlichen Geschäfts in die Hauptstadt gebracht wurden. (Vgl. Nr. 57, 60, Br 163 und 175) Kafka macht dem blinden Oskar Baum hier ein entsprechendes Angebot.


Arsenkur: Vgl. Nr. 88, 95, 117 und die Anmerkungen zu Nr. 9.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at