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Postkarte an Felice Bauer
Liebste, also es war nur Drohung, die Angst machen sollte. Das hat sie
auch gemacht. Aber nun kommst Du also. Die Genehmigung ist allerdings noch
nicht ganz gesichert, die Manuskripte sind ja erst Montag dort angekommen.
Es macht mich noch immer nervös und um die Wahrheit zu sagen, ich
kann mir gar nicht vorstellen, dass es genehmigt wird, so umschuldig
es in seinem Wesen ist. Jedenfalls telegraphiere ich Dir im Falle einer
Verhinderung, vorläufig freue ich mich in der Hoffnung, Dich so bald
zu sehn. Unsere Züge vereinigen sich - ich habe leider das große
Kursbuch nicht bei der Hand und urteile nur beiläufig nach der Karte
- etwa bei Wiesau, also etwa zwischen 1 und 2 Uhr mittags. Ein großer
Zeitgewinn, wenn ich Dich schon im Zuge treffe. Natürlich wohne auch
ich (aus Aberglauben mache ich hier wieder den obigen Vorbehalt) im Bayerischen
Hof. - Das Chanukafestspiel werde ich kaum auffinden können. Das einzige
Mädchen, von dem ich erhoffen konnte, dass sie etwas haben wird
(sie hat voriges Jahr im hiesigen ostjüdischen Kindergarten ein Spiel
mit den Kindern eingeübt; ich war damals mit meinem Neffen dort, das
für ganz kleine Kinder berechnete Stück war übrigens recht
unbrauchbar, das Mädchen selbst ist allerdings außerordentlich),
also auch dieses Mädchen hat nichts. Im Jüdischen Verlag soll
ein Chanukabuch erscheinen, vielleicht zeigt man Dir die Bürstenabzüge.
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at