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Brief an den Vorstand, 27-1-1915

Löblicher Vorstand der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen in Prag!

Der ergebenst Gefertigte erlaubt sich sein vor zwei Jahren eingebrachtes ergebenes Ansuchen um Regelung seiner Dienstbezüge, welchem damals nur zum Teil stattgegeben wurde, abermals zu unterbreiten und bittet dasselbe unter Berücksichtigung der weiteren inzwischen eingetretenen, im folgenden näher ausgeführten Begründung nunmehr einer geneigten Erledigung zuzuführen.

Der ergebenst Gefertigte glaubt es unterlassen zu dürfen, das in jenem Gesuche zusammengetragene ziffermässige Material an dieser Stelle zu wiederholen. Wenn er jetzt sein damaliges Ansuchen um Versetzung in die 1. Gehaltsstufe der III. Rangsklasse durch die Bitte ersetzt, in die 2. Gehaltsstufe der III. Rangsklasse eingereiht zu werden, so findet diese Bitte ihre Begründung in dem seither erfolgten Ablauf zweier Dienstjahre. Hiebei wolle der hochlöbliche Vorstand gütigst in Betracht ziehen, dass bei den Konceptsbeamten des kgl. böhmischen Landesausschusses eine automatische Gehaltsvorrückung um K 600.-Grundgehalt stattfindet.

Einer besonderen Hervorhebung bedarf die Tatsache, auf welche der ergebenst Gefertigte schon vor zwei Jahren hinzuweisen sich erlaubte, dass nämlich zwischen seinen Bezügen und denjenigen der Herren Kollegen anderseits ein auffallendes Missverhältnis besteht, das weder in der Zahl der Dienstjahre noch in der Art der Arbeitsleistung begründet ist.

Behufs Beseitigung dieses Missverhältnisses bittet der ergebenst Gefertigte

1. um Einreihung in die zweite Gehaltsstufe der dritten Rangsklasse,

2. hinsichtlich der Wirksamkeit dieser angesuchten Vorrückung um die gleiche Behandlung, wie sie seinen dienstjüngern Herren Kollegen ab 1. I. 1915 zuteilgeworden ist und zwar mit Rücksicht darauf, dass die Gehaltsregelung vom Jahre 1913 für den ergebenst Gefertigten vom gleichen Datum ab, wie für jene Herren erfolgt ist.


Prag, am 27. Januar 1915

Dr. Franz Kafka, Vicesekretär der Anstalt.
 


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at