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An Felice Bauer
Jetzt solltest Du, Liebste, hier sein (eine sonderbare Einladung, Mitternacht
ist schon längst vorüber), wir wollten einen schönen, stillen
Abend verbringen, so still, dass Dir am Ende gar unheimlich würde.
Arme Liebste, sag mir doch, wie tut es, so geliebt zu sein? Ich wollte
nichts, als Deine Hände halten und Deine Nähe fühlen. Bescheidener
Wunsch? Und doch durchbricht er die Nacht und die Ferne nicht.
Schönen Dank für die Referenzenliste. Und die hat dem Nebble
nicht gefallen? Und da findet sich kein Fuß, der ihm den richtigen
Fußtritt gibt? Ich habe das Buch noch nicht ganz gelesen; eine Hypochondrie,
der Euere künftigen Kundschaften gewiß nicht unterliegen, schreckt
mich vor so kleinem Druck, aber ich habe dennoch schon gesehn, dass
ich mit meinem Rat, den Parl. mit dem Telephon zu verbinden - und darauf
war ich tagelang stolz - zu spät gekommen bin. Das gibt es also schon
und läßt sich nicht im größten Umfang ausnützen?
Für wichtige, peinlich genau aufzunehmende Gespräche der Banken,
Agenturen u.s.w., wo es auf genaueste Notierungen oder auf Beisein von
Zeugen ankommt, müßte ja ein Parl. unentbehrlich sein. Die eine
Hörmuschel würde der Angestellte halten, die andere wäre
mit dem Parl. verbunden und eine unwiderlegliche Zeugenschaft in der eigenen
Stimme des Redenden gewonnen. - Die Übersichtlichkeit und das Imponierende
der Liste ließe sich vielleicht noch durch ein beigelegtes Blatt
unterstützen, auf welchem die Abnehmer nach der Art ihrer Betriebe
geordnet wären, und auf dem gleichzeitig eine ganz kurze Übersicht
darüber gegeben würde, was der P. nach den eigenen Angaben der
Abnehmer zu leisten imstande ist. - Im ganzen aber ist es prachtvoll, so
wie es ist, und ich kann mich gar nicht zurückhalten, Dich vor Stolz
so abzuküssen, dass es Dir in Wirklichkeit leid täte, die
Liste gemacht zu haben. Aber das konnte man allerdings nicht voraussehn
und die Direktion am allerwenigsten.
Schon gestern wollte ich Dir schreiben, wie froh ich bin, dass Du
der Sophie geschrieben hast. Ich will sie mit Bitten um Erzählungen
von Dir maßlos plagen, aber natürlich so zart und listig, wie
es bei meiner großen Geschicklichkeit und Gesprächsübung
nicht anders zu erwarten ist. Und wenn es anders ist, es ist doch nichts
Böses, dass ich Dich lieb habe? Nicht so kühn gefragt!
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at