BIBLIOGRAPHIEN

1. Definition
2. Geschichte
3. Einteilung der Informationsträger
4. Klassifikation der Bibliographien
5. Beschreibung der Bibliographien
6. Typen von Bibliographien

1. Definition

Unter dem Begriff "Bibliographie" sind Verzeichnisse von Druckschriften zu verstehen.
Zu den Aufgaben gehören zum einen die Beschreibung (Identifizierung) der Datenträger und zum anderen die Erschließung (gezielte Auswahl).

Bibliographien werden auch manchmal Indizes genannt. Sie sind parallele Reihen, die durch ein für den Benützer gut bekanntes Einteilungsprinzip geordnet sind, in erster Linie durch ein Alphabet oder durch die Zahlenreihe
(Parallele Reihen = Mengen von verschiedenen Informationen, Daten).

Konventionelle Bibliographien lassen sich üblicherweise nur in einer Richtung gebrauchen, d.h. nur eine der genannten Reihen ist geordnet, die parallele jedoch nicht (Computer-Vorteile). Die Register ermöglichen aber die Suche nach anderen Kriterien.

Die Ordnungselemente sind:

1) Ordnungszeile / Kopfzeile: ein Merkmal des Druckes (z. B. Autorenverzeichnis)

2) Ordnungsprinzipien (z. B. Alphabetisch)

3) geordnete Merkmale (z. B. Familiennamen der Autoren)

4) Ordnungsfolge (2 + 3)

5) Ordnungsebenen (z. B. zuerst Familiennamen, dann Vornamen, dann Sachtitel, dann chronologisch...)


2. Geschichte

16.Jh.

Die Anzahl der Druckschriften steigt nach Gutenbergs Erfindung (ca. 1450) von jährlich 1500 auf ca. 30.000. Die ersten bibliographischen Verzeichnisse, meistens Bibliothekskataloge, treten auf. Aufgrund der Buchmessen waren Buchhandelskataloge notwendig. Frankfurt wird zu einem der wichtigsten Umschlagplätze während des 16.Jh.

1545 Der Schweizer Conrad Gesner stellt mit der "Bibliotheca Universalis" eine Bibliographie von lateinischen, griechischen und hebräischen Werken zusammen. Sie ist die erste bibliographische Beschreibung über das damalige Wissen.
1633 Gabriel Naudé verwendet den Begriff "Bibliographie" zum ersten Mal.
19.Jh. Infolge der Bildung von Nationalstaaten kommt es zu einer Blüte der Nationalbibliographien und zu einer Zeitschriftenexplosion
Weltbibliographie (Utopie von La Fontaine und Otlet )
20./21. Jhd. Derek de Solla Price, der Begründer der Wissenschaft von der Wissenschaft, kommt zu dem Ergebnis, dass sich das Wissen seit Mitte des 17. Jh. etwa alle 15 Jahren verdoppelt. Man schätzt, dass 80 bis 90 Prozent aller Wissenschaftler, die jemals gelebt haben, unsere Zeitgenossen sind. Das rapide Anwachsen des Informationsberges in den wissenschaftlichen Archiven wird seit den sechziger Jahren mit Schlagworten wie "Informationsflut" oder "Wissensexplosion" umschrieben.
derzeit

erscheinen
über 600 Bücher pro Tag
200.000 bis 300.000 Zeitschriftentitel
1 Mio. Patente pro Jahr
20.000 Veröffentlichungen pro Tag

 

3. Einteilung der Informationsträger

3.1. Einteilung nach der Erscheinungsform

a) Druckschriften


Unter Druckschriften versteht man alle Dokumente, welche in Druckform erscheinen. Zu den wichtigsten zählen Monographien, Zeitschriften und Serien aber auch andere Schriftstücke wie z.B. Loseblätter oder Broschüren fallen darunter.
Monographie bezeichnet eine Schrift, die ein einzelnes Thema als abgeschlossenes Ganzes behandelt. Gewöhnlich wird er nur bei Einzelschriften, nicht bei Serienbänden, Sammelwerken oder Zeitschriftenjahresbänden verwendet.

b) AV-Medien
AV-Medien setzen sich aus Ton- und Bildträger zusammen, die entweder auditiv, visuell oder eben kombiniert audiovisuell wahrnehmbar sind (Bildliche Darstellungen, Bildplatten, Filme, Mikrokarten, Mikrofiches, Mikrofilme, Tonträger, Videoaufzeichnungen und andere Medienkombinationen)

3.2. Einteilung nach der Erscheinungsart
In der Bibliographie unterscheidet man 3 Arten, wie ein Werk erscheinen kann:

a) selbständig erscheinende Werke
wichtigste bibliographischen Angaben: Autor(en), Sachtitel, Impressum, Band, Herausgeber, Erscheinungsjahr)


b) Teile selbständig erscheinender Werke/Serien
(wichtigste bibliographischen Angaben: Gemeinsamer Titel, Serientitel, Herausgeber, Erscheinungsjahr)

c) unselbständig erscheinende Werke
(wichtigsten bibliographische Angaben: Titel, Band, Jahrgang, Seitenanzahl)

Diese Unterscheidung spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer Suchstrategie.


4. Klassifikation der Bibliographien

a) nach Inhalt der verzeichneten Drucke
Allgemeinbibliographien, Fachbibliographien

b) nach Arten der verzeichneten Drucke
z. B.: nach Schriftenklassen (Bibliographien der Periodika, Festschriften, usw...)

c) nach Herkunft oder Sprache
internationale, nationale, regionale

d) nach Erfassungsweise
prospektive (vor ihrem Erscheinen (z. B. CIP= Cataloging in Publication), laufende (SDI) oder retrospektive

e) nach der Erscheinungsform der Verzeichnisse

1. Bibliographie als Hauptinhalt
2. Bibliographie als Anhang. In diesem Fall spricht man von "versteckten Bibliographien".
3. Bibliographie als Hauptinhalt eines Beitrages zu einer Periodika oder eines Sammelwerkes. In diesem Fall spricht man von "unselbständigen Bibliographien".
4. Als Anhang eines Beitrages zu einer Periodika oder eines Sammelwerkes. In diesem Fall spricht man von " versteckten und unselbständigen Bibliographien"

5. Beschreibung der Bibliographien

Titel
Zitiertitel und andere bibliographische Angaben (Hrsg., usw.)

Typ

Inhalt und Auswahl
(Informationsquelle, Zielgruppen, Umfang)

Berichtszeiten
Erscheinungszeitraum
Erwerbszeitraum
Tätigkeits- oder Lebenszeitraum d. Autoren
Lieferbarkeit zu einem Zeitpunkt
laufendes Erscheinen

Aufbau und Ordnung

a) Hauptteile
Hier sind die vollständigsten bibliographischen Daten, die Haupteintragungen, zu finden. Ein Verzeichnis kann mehrere Hauptteile enthalten, wenn mehrere ordnungsfolgen vollständige Titelaufnahmen bieten.

b) Anhänge
Diese sind eine Art inhaltlicher Ergänzung. Der Anhang enthält Titelmaterial, das aus irgendwelchen Gründen ausgegliedert worden ist und bietet dessen vollständige Titelaufnahme.

c) Register
Das Register enthält nur verkürzte Einträge und verweist stets auf Hauptteil und Anhäng. Register ermöglichen die Suche im Hauptteil nach anderen Kriterien, nach welchen dieser nicht geordnet ist (z. B. Autorenregister erlaubt den Autorenzugriff wenn der Hauptteil nach Stichwörtern geordnet ist).

d) Listen
Die Listen enthalten nur ergänzende, weiterführende Informationen, ohne jegliche Verweisungsfunktion auf andere Teile der Verzeichnisse. Typische Inhalte von Listen sind z. B. verwendete Abkürzungen und Ihre Auflösungen, oder Titel der benutzte oder ausgewertete Quellen.

Erschließung der Druckschriften oder Datenträger

Die Erschließung systematisch geordneter Bibliographien, vor allem Fachbibliographien, erfolgt z.B. durch Autorenindizes oder sacherschließende Wörter in freier oder gebundener Form oder numerisch, nach verschiedenen Systemen oder Klassifikationen.
Man spricht von Formal-Erschließung, wenn sie nach Formalien, die man am Druck direkt abliest (wie z. B. Namen von Verfassern und anderen Personen, Namen von den herausgebenden Korporationen, Stichwörter, usw..) durchgeführt wird, und von Sach-Erschließung, wenn sie inhaltlichen Merkmalen (Schlagwörtern, Sachgruppen, Systematik, Deskriptoren).
Eine neue und revolutionäre Erschließungsart Art baut auf Zitierzusammenhänge (siehe auch Zitatenanalyse).

Je nach erhaltenen Angaben empfehlen sich verschiedene Suchstrategien oder Typen von Bibliographien.

Erscheinungsweise und -form

einmaliges Erscheinen (einbändig, mehrbändig)
Erscheinen mehrerer Bände in zeitl. Folge
laufendes Erscheinen
kumulierte Ausgaben
(Kumulierung: Zusammenfassungen des Titelmaterials kleinerer Berichtshefte für größere Berichtszeiträume)
laufendes Kumulieren, mehrstufiges Kumulieren
oder Reprokumulierung: reprographische Kumulierung aus verschiedenen älteren Verzeichnissen: Methode des Kumulierens, bei der das Titelmaterial aus meheren älteren gedruckten Verzeichnissen in einer neuen Ordnungsfolge vereinigt wird. Zuerst werden die Titelaufnahmen aus diesen Verzeichnissen fotographisch oder reprographisch kopiert und in ihren unterschiedlichen Formaten durch Verkleinerung oder Vergrößerung einigermaßen angeglichen, dann neu geordnet und in Form eines gedruckten Verzeichnisses herausgegeben oder auf Mikrofiche reproduziert.
Beispiele: NUC, CUBI, GV-ALT
)
in CD-ROM, Online oder im Internet

6. Typen von Bibliographien

Bibliographien der Bibliographien
Allgemeinbibliographien
Nationalbibliographien
Kataloge
Buchhandelsverzeichnisse
Nachdruckverzeichnisse
Übersetzungsbibliographien
Hochschulverzeichnisse
Bibliographien der Festschriften
Verkleidete Literatur
Bibliographien der Rezensionen
Bibliographien der Periodika
Bibliographien der Zeitungen
Bibliographien der Kongresse
Abkürzungen /
Bibliographien der Biographien
Nachschlagewerke: Enzyklopädien, Lexika, fachspezifische Wörterbücher, Handbücher...