Denken über Geschichte betrifft nie nur Vergangenheit, immer auch Gegenwart und Zukunft. Die vergangene Geschichte ist nur ein Teil der wirklichen Geschichte, und vielleicht nicht der wichtigste. Wir kennen heute viele Einzelheiten sowohl aus der Geschichte der Erde und der Lebewesen, als auch aus der Vergangenheit der Menschheit. Was jedoch stets im Auge zu behalten ist, ist die Art und Weise, wie wir diese Kenntnis verwenden, was wir damit zu tun gedenken. Geschichtswissen muß praktische Bedeutung haben, oder es ist wertlos, denn die Vergangenheit läßt sich nicht ändern. Daß die Saurier unwiderruflich ausgestorben sind, läßt sich nicht ändern. Daß wir unsere Lebenschancen vertun, läßt sich hingegen vielleicht doch ändern. Wenn uns die Beschäftigung mit Geschichte dazu verhilft, Lebenschancen zu erkennen und wahrzunehmen, so war sie nicht vertan.
Geschichtsphilosophie überhaupt ist nicht immer in
wohldefinierten Theorien gegeben und wirksam. Es handelt sich
zuweilen
nur um Trends im Denken, die unsere Beurteilung der Gegenwart
und
unsere Einschätzung der Zukunft jedoch beeinflussen. Ich möchte
die
wichtigsten Typen von geschichtsphilosophischen Entwürfen
umreißen, die
in der europäischen Geistesgeschichte entwickelt worden sind.
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