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Milena Jesenská an Max Brod


[Vermutlich Mitte Juli 1924]; vgl. Brief 8.

In deutschen Sprache geschrieben.


Lieber Herr Doktor.

Ich schicke Ihnen dankend das Buch zurück, verzeihen Sie, bitte, dass ich Sie nicht aufsuche. Ich glaube kaum, dass ich über Franz jetzt sprechen könnte, und Sie werden sicher auch jetzt nicht mit mir darüber sprechen wollen. Ich werde Sie, bis ich im September nach Prag komme, verständigen, wenn Sie gestatten. Ich bitte Sie mich in freundlicher Erinnerung zu behalten und einen herzlichen Gruß Ihrer Frau auszurichten, der ich einmal, ohne es zu wollen, wahrscheinlich ein Unrecht angetan habe. Wenn Sie Gelegenheit dazu haben, sorgen Sie bitte dafür, dass meine Briefe, die Franz hatte, ins Feuer kommen, ich vertraue sie Ihnen ruhig an, wichtig ist es freilich nicht. Seine Manuskripte und Tagebücher (ganz und gar nicht mir bestimmt, sondern aus der Zeit stammend, bevor er mich kannte, ungefähr fünfzehn große Hefte) liegen bei mir und sind Ihnen, falls Sie sie brauchen, zur Disposition. Es ist so nach seinem Wunsch, er hat mich gebeten, es niemandem außer Ihnen zu zeigen und erst dann, bis er stirbt. Vielleicht kennen Sie sie schon auch teilweise.

Ich grüße Sie herzlichst und bleibe freundschaftlichst

                    Ihre Milena Polak.




Tagebücher: Anfang Oktober 1921 übergab Kafka Milena seine Tagebücher.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at