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[An die Eltern] E Nr. 26
Liebste Eltern, eben kam die zweite Zeitungssendung, vielen Dank, aber
nächstens ein wenig besser einpacken, es kommt zu schmutzig an. Mir
geht es recht gut, wie Euch ja auch Karl bestätigen wird.
Ich habe schon 3 Einspritzungen bekommen, heute keine, was freilich ganz
besonders angenehm ist. Jetzt da es warm wird, zeigen sich besonders die
Vorzüge meines Zimmers, das riesige Fenster ist offen, viel Sonne.
Übrigens ist auch für noch schöneres Wetter vorgesorgt,
dann kommt man mit dem Bett auf den Dachgarten, von dem man, da das Krankenhaus
auf einer Anhöhe liegt, einen Überblick über ganz Wien haben
soll. Das ist doch nicht übel. Auch über das Essen ist nicht
zu klagen, heute mittag z.B. Hühnersuppe mit Ei, Huhn mit Gemüse,
Biskuittorte mit Schlagobers, Banane allerdings, um nicht zu übertreiben,
so lebt allerdings nicht das ganze allgemeine Krankenhaus, sondern nur
der für den D. kocht.
Herzlichste Grüße
F
Ich hab die Erlaubniß bekommen für Franz
hier zu kochen. Heute der Pelz gekommen. Zustand viel besser. Kein Anlaß
zu Unruhe oder Verzweiflung. Abends schreibe ich ausführlich.
Postkarte, 14 x 9 cm, beide Seiten mit Tinte beschrieben, einschließlich
der Adresse: Hermann Kafka, Prag, Staroměstská náměstí
č 6/III posch. Zusatz von Dora Diamant mit Bleistift. Neben der
Adresse der Zusatz 15/4 1924, offensichtlich von der Hand der Mutter.
Frankierung: 1400 österreichische Kronen.
Undatiert; Zuordnung nach dem Poststempel: 15.IV.24, bestimmt.
wie Euch ja auch Karl bestätigen wird: Vgl.
Nr. 24 und 25.
Ich hab die Erlaubniß bekommen: Zusatz von
Dora Diamant.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at