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An Robert Klopstock

[Postkarte. Sanatorium Wiener Wald, Ortmann, Nieder-Österreich, Stempel: 7. IV. 1924]
 

Lieber Robert, nur das Medizinische, alles andere ist zu umständlich, dieses aber - sein einziger Vorteil - erfreulich einfach. Gegen Fieber dreimal täglich flüssiges Pyramidon - gegen Husten Demopon (hilft leider nicht) - und Anästesinbonbons: Zu Demopon auch Atropin, wenn ich nicht irre. Hauptsache ist wohl der Kehlkopf. In Worten erfährt man freilich nichts Bestimmtes, da bei Besprechung der Kehlkopftuberkulose jeder in eine schüchterne ausweichende starräugige Redeweise verfällt. Aber "Schwellung hinten", "Infiltration" "nicht bösartig" aber "Bestimmtes kann man noch nicht sagen", das in Verbindung mit sehr bösartigen Schmerzen genügt wohl. Sonst: gutes Zimmer, schönes Land, von Protektion habe ich nichts bemerkt. Pneumothorax zu erwähnen hatte ich keine Gelegenheit, bei dem schlechten Gesamtzustand (49 kg in Winterkleidern) kommt er ja auch nicht in Betracht. - Mit dem übrigen Haus komme ich gar nicht in Verkehr, liege im Bett, kann ja auch nur flüstern (wie schnell das ging, etwa am dritten Tag in Prag begann es andeutungsweise zum erstenmal), es scheint ein großes Schwatznest zu sein von Balkon zu Balkon, vorläufig stört es mich nicht.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at