Voriger Eintrag Jahresübersicht | IndexseiteNächster Eintrag

 

[Postkarte. Stempel: Kierling, Stempel: 20.5.24]

[teilweise von Dora Diamant adressiert an: ] Dr Max Brod Prag II Panska 12 Prager Tagblatt


Liebster Max, nun ist also auch noch das Buch da, großartig schon anzusehn, grell gelb und rot mit etwas Schwarz, und sehr verlockend und überdies umsonst, offenbar ein Geschenk der Fa Taubeles - es muß in irgendeinem Rest des Alkoholrausches - und da ich jetzt jeden Tag ein bis zwei Injektionen bekomme, die Räusche sich kreuzen, bleibt immer ein Rest - gewesen sein, dass ich Dich, von Doras Unschuld angetrieben gerade und frech um "Beschaffung" des Buches bat. Hätte ich doch lieber eine kräftige Alkoholinjektion dazu verwendet, während Deines Besuches, auf den ich mich so gefreut hatte und der so trübselig verlief; etwas menschenähnlicher zu werden. Allerdings ein böser Ausnahmstag wars nicht, das mußt Du nicht glauben, er war nur schlechter als der vorherige, in dieser Art aber geht die Zeit und das Fieber weiter. (Jetzt versucht es Robert mit Pyramidon.) Neben diesen und andern Klagedingen gibt es natürlich auch einige winzige Fröhlichkeiten, aber deren Mitteilung ist unmöglich oder eben vorbehalten einem Besuch wie dem von mir so kläglich verdorbenen. Leb wohl, Dank für alles

    Grüß Felix und Oskar.

F         


[Beischrift] herzlichen Gruß auch von mir. Vielen, vielen Dank für das Buch. Franz glaubt, dass Du es bezahlen mußtest, weil eine Rechnung, in A. der Pr. Buchhandlung mit darbei war.



Quelle: Franz Kafka ; Max Brod: Eine Freundschaft (II). Briefwechsel. Hrsg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main 1989.


Taubeles: Brod merkt an: "Buchhandlung im damaligen Prag, durch die ich das Buch (welches, ist mir entfallen) senden ließ" (Br 519).


Robert: Robert Klopstock, der sein Studium in Prag unterbrochen hatte, um Kafka zu pflegen.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at