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An Robert Klopstock
Lieber Robert, bitte, nicht übertreiben hinsichtlich Berlins. Daß
ich hierhergefahren bin, war ungeheuerlich, aber weitere Ungeheuerlichkeiten
sind dem hier vorläufig nicht gefolgt, also soll man es nicht durch
Lobsprüche schrecken. Es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass
mich die unheimliche Teuerung - vorläufig nicht, wohl aber wenn sie
sich weiter mit gleicher Unermüdlichkeit steigert - vertreibt. Bis
jetzt geht es mir äußerlich gut, man kann nicht besser versorgt
sein, als ich es bin. - dass Sie eine neue Übersetzung von Klarissa gemacht haben, hat mir einen schmerzhaften Stich
gegeben. Sie war doch vorzüglich übersetzt, warum noch einmal
diese Arbeit, besonders jetzt, da ich - vielleicht ist es eine Täuschung
dann aber eine starke - in Ihren letzten Briefen ein solches Verlangen
und darüber hinaus eine solche Kraft zu eigener Arbeit fühle
wie niemals früher. Es wäre vielleicht gar nicht übel, wenn
Sie sich nach dem Rigorosum wieder nach Frýdek, in die Stille flüchten
könnten. Trotzdem, wie ich in der "Selbstwehr" lese, gerade
heuer eine Überfälle hebräischer Dinge dort
geplant ist. Hier muß ich zu solchen Dingen stundenlang fahren, dort
hätte ich es hundert Schritte vom Haus und doch unerreichbar weit.
Ihr F.
Klarissa: Max Brod, Klarissas halbes Herz. Lustspiel
in drei Akten. München, 1923.
dort: in Prag.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at