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An Robert Klopstock
Lieber Robert, hoffentlich leben Sie dort unter den Freunden friedlich
nach der Prager Hetze (übrigens schrieb mir Max, der Sie im Vorübergehn
einmal gesehen hat, dass Sie nicht schlecht aussehn, daran halte ich
mich, wenn ich an Sie denke) und vielleicht läßt die Chemie
auch noch etwas für Hebräisch übrig. Ich komme darin sehr
langsam vorwärts, die Ferien und Schelesen haben mich viel und besonders
das regelmäßige verzweifelte Lernen vergessen lassen, jetzt
bin ich vier Wochen hier und habe 32 Seiten in einem Roman von Brenner
gelesen, also jeden Tag eine Seite. "Schechól uchischalón"*
heißt das Buch, lösen Sie diese chemische Formel. Ein für
mich in jeder Hinsicht schweres Buch und nicht sehr gut. Pua hat mir zweimal
beim Lesen geholfen, jetzt habe ich sie aber schon fast vierzehn Tage nicht
gesehn. - Eine der hier möglichen Unternehmungen ist gescheitert,
sie war allerdings noch kaum in scheiterungsfähigem Stadium. Nahe
von mir in Dahlem ist eitle berühmte Gärtnerschule, in die ich
eintreten wollte; Informationen eines dort lernenden Palästinensers,
der mich aufmuntern wollte, haben mich abgeschreckt. Zur praktischen Gärtnerarbeit
bin ich zu schwach, zur theoretischen zu unruhig, ich werde die Unruhe
in andere Richtungen schicken müssen.
Das große Butterpaket kam in ausgezeichnetem Zustand all, vielen
Dank.
Wie geht es Ihrer Mutter und dem Bruder?
Grüßen Sie Steinberg!
* In hebräischer Kursivschrift. - "Ubfruchtbarkeit und Scheitern"
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at