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An Robert Klopstock

[Postkarte. Berlin-Steglitz, Stempel: 16.X.1923]
 

Lieber Robert, Frýdek, ein guter Ausweg; dass Sie ihn gefunden haben, freut mich sehr. Wann soll die Prüfung geschehn? - Hinsichtlich meiner, umnötige Besorgnisse: wenn es nur irgendwie geht, will ich sehr gern den Winter hier verbringen. Wäre mein Fall ganz neu in der Geschichte, wäre die Besorgnis berechtigt, aber es gibt ja Vorgänger, auch Columbus z. B. hat die Schiffe nicht gleich nach ein paar Tagen wenden lassen. - Was mein Essen betrifft: ich esse nicht in großer Gesellschaft, habe also nur Gelegenheit zu innerer Scham. Übrigens ist hier in Steglitz das Leben friedlich, die Kinder wohl aussehend, die Bettelei nicht beängstigend, der Fundus aus früheren reichen Zeiten immer noch großartig und in gegenteiligem Sinne beschämend. Vor der innern Stadt freilich halte ich mich zurück, war nur dreimal dort, mein Potsdamer Platz ist der Platz vor dem Steglitzer Rathaus, noch er mir zu lärmend, glücklich tauche ich dann in die wunderbar stillen Alleen.

Alles Gute

F


An Max und Felix habe ich geschrieben, gehn Sie zu ihnen.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at