Voriger Eintrag | Jahresübersicht | Indexseite | Nächster Eintrag |
An Oskar Baum
Lieber Oskar, ich habe es noch am gleichen Abend mit Schrecken durchgelesen,
mit Schrecken unter dem stählernen Tierblick und wie sie auf dem Sofa
näher heranrutscht [4]. Solche Dinge liegen uns allen wahrscheinlich
nahe, aber wer kann das so? Ich habe es vor Jahren ohnmächtig auch
versucht, aber statt mich zum Schreibtisch vorzutasten, habe ich mich lieber
unter das Sofa verkrochen, wo ich noch immer zu finden bin. Tröstend
ist in Deiner Geschichte das zweite sanfte Rätsel, das versöhnen
will. Es ist freilich zu schwach, um zu versöhnen, es gibt keinen
Ausblick auf eine Hoffnung, sondern nur auf ihren Verlust. Menschlich ist
es wenig, auch zu unwirklich, sonst aber scheint es mir sehr schön,
diese sanfte Umrahmung des fressenden Feuers.
Der Anfang war mir ein wenig zu unruhig von außen her, zu hotel-
und detektivmäßig, es ist aber schwer zu sagen, ob es anders
sein soll, vielleicht ist gerade das sehr nötig, zumindest ist es
ausgezeichnet, dass man an seinem Zimmer vorübergeht und die
Wildheit sich dort in Ruhe austoben kann. Ich hätte diese Aussetzung
wahrscheinlich auch weder gefühlt noch bemerkt, wenn ich Dich nicht
einer Vorliebe für solche Anfänge verdächtigt und nur aus
diesem Verdacht, aus keinem andern Grund die Notwendigkeit hier ein wenig
bezweifelt hätte.
Vielen Dank.
Dein F
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at