Voriger Eintrag Jahresübersicht | IndexseiteNächster Eintrag

 

Franz Kafka an den Kurt Wolff Verlag


[Eingangsstempel 21. X. 1922]
 

Sehr geehrter Verlag!

Meinen besten Dank für die zwei Bücher und besonders für die mir vermittelten Grüße, die ich herzlich erwidere.

Ich bitte bei dieser Gelegenheit, wie schon einige Male, in Vormerkung zu nehmen, dass meine Adresse nicht mehr Pořič 7 sondern ausschließlich

Prag, Altstädter Ring 6


ist. Nicht nur dass es mir aus andern Gründen unangenehm ist, noch immer Sendungen nach Pořič 7 zu bekommen, so erreichen mich auch diese Sendungen meist erst nach langen, manchmal monatelangen Verspätungen. Auch die Bücher bekam ich wieder verspätet. Ich bitte also diese Adressenänderung freundlichst zu beachten.

Zufällig erfahre ich von dritter Seite, dass die "Verwandlung" und das "Urteil" in ungarischer Übersetzung 1922 in der Kaschauer Zeitung Szebadság und der "Brudermord" in der Osternummer 1922 des "Kassai Naplo" gleichfalls in Kaschau erschienen sind. Der Übersetzer ist der in Berlin lebende ungarische Schriftsteller Sandor Märai. War Ihnen das bekannt? Jedenfalls bitte ich weiterhin das Recht der Übersetzung ins Ungarische einem mir gut bekannten ungarischen Literaten Robert Klopstock vorzubehalten, der gewiß vorzüglich übersetzen wird.

Hochachtungsvoll ergeben


F Kafka




Robert Klopstock: Kafka lernte Robert Klopstock, damals Medizinstudent, im Sanatorium Matlar in der Tatra (1920) kennen. Die Freundschaft dauerte bis zum Tode Kafkas. Während der letzten Monate seines Lebens wurde Kafka von Robert Klopstock und Dora Diamant gepflegt. Vgl. Max Brod "Franz Kafka. Eine Biographie. Erinnerungen und Dokumente". Prag 1937. S. 248 f.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at