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[An Robert Klopstock]
[Planá, Stempel: 24. VII. 1922; Montag]

Lieber Robert, Sie müssen nicht so verzweifelt sein wegen dieses scheinbaren Mißlingens, das ich allerdings nicht durchschauen, aber auf meine Art doch nachfühlen kann. Wenn wir auf dem richtigen Wege wären, wäre auch ein solches Versagen grenzenlos verzweifelt, aber da wir doch nur auf einem Weg sind, welcher erst zu einem zweiten führt und dieser zu einem dritten u.s.f. und dann noch lange nicht der richtige kommt und vielleicht gar nicht, wir also ganz der Unsicherheit, aber auch der unbegreiflich schönen Mannigfaltigkeit ausgeliefert sind, ist die Erfüllung der Hoffnungen und insbesondere solcher Hoffnungen das immer unerwartete, aber dafür immer mögliche Wunder.
Was mich betrifft, Stille, Stille würde ich brauchen, kann leider auch der Ihrigen dort nicht glauben und würde zumindest den Springbrunnen abdrehn. Und die Angst, die mich nicht fahren läßt, ich kenne sie schon lange, sie ist lebendiger als ich und wird es beweisen. - Fahren hätte ich übrigens gar nicht können, mein Vater ist operiert worden (Nabelbruch mit Darmklemmung), vor neun Tagen, es nimmt einen wunderbar guten Verlauf. - Max hat von Ihrem letzten Besuch noch herzlicher und vorbehaltloser gesprochen als früher.

Ihr K.

Ohne Ohropax bei Tag und Nacht ginge es gar nicht.


Ihrigen dort: Nach Tatranská Kotlina adressiert.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at