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An Robert Klopstock
Lieber Robert, die Fahrt dank Ihrer Hilfe war sehr gut, nur dass das
Fräulein im Coupá mir die Enttäuschung darüber nicht
verziehen hat, dass Sie nicht mitgefahren sind, wie es anfangs scheinen
wollte. Hier bin ich sehr gut aufgenommen worden, Ottla, die Sie herzlich
grüßen läßt, sorgt für mich nicht weniger als
für Věra und das ist doch sehr viel, aber da es in Planá
lebendige Menschen und Tiere gibt, ist auch hier Lärm, der aus dem
Schlaf schreckt und den Kopf verwüstet, sonst aber ist es außerordentlich
schön mit Wald rund Fluß und Gärten. Auch mit Ohropax,
dessen Besitz zumindest ein wenig tröstet, und das, ins Ohr gesteckt,
heute morgen das sonntägliche Waldhornblasen eines Bauernjungen zwar
nicht unhörbar gemacht hat, ihn aber veranlaßt hat, endlich
aufzuhören. Warum stört jede Freude des einen die Freude des
andern. Auch mein Beim-Tisch-Sitzen hat Ottla aus ihrem bisherigen großen
zweifenstrigen warmen Zimmer in ein kleines kühles mit Kind und Mädchen
getrieben, während ich im großen Zimmer throne und unter dem
Glück einer vielköpfigen Familie leide, die mit unschuldigem
Lärm fast unter meinem Fenster Heu wendet.
Wie leben Sie?
Ihr K
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at