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An Robert Klopstock

[Prag, Mai/Juni 1922]
 

Lieber Robert, die Übersetzung habe ich Felix gegeben, er weiß aber nicht, ob er sie bringen wird, es stand angeblich etwas ähnliches schon, allerdings ohne so viel interessante Einzelheiten, im Prager Tagblatt, jedenfalls läßt er danken.

Eben habe ich einen Brief an ein Fräulein geschrieben, den ersten seit langer Zeit, es handelt sich freilich nur um eine demütige Bitte wegen ihres Klavierspiels, das mich verzweifelt macht. So viel Ruhe wie ich brauche gibt es nicht oberhalb des Erdbodens. Wenigstens für ein Jahr wollte ich mich mit meinem Heft verstecken und mit niemandem sprechen. Die kleinste Belanglosigkeit zerrüttet mich.

Das Bureau soll erst Ende des Monats beginnen. Aber der Arzt macht jetzt Einwendungen, ich weiß nicht wie es werden wird, freilich, die Lunge hat den Frühling meinem Gefühl nach nicht so gut überstanden wie den Herbst und Winter.

Fräulein Irene, deutlich verjüngt, verschönt (bis auf eine häßliche Tatramütze, mit der sie ihr schönes Haar verdeckt, auch in Matlar trug sie immer eine häßliche ich glaube weiße Mütze, diesmal eine graue, ich wagte es ihr aber nicht zu sagen) war hier und mag von meiner manchmal besinnungslosen Müdigkeit wenig Freude gehabt haben. Ich hatte aber Freude von Fräulein Irene und gratulierte Ihnen im Stillen zu Ihrer Tat.

Wie soll man es mit Ihrer Wohnung hier machen? Ich habe noch immer keinen Ausweg gefunden; hoffentlich gelingt es noch.

Ihr K


Vielleicht interessiert Sie die beiliegende Besprechung. Freilich wenn sie Lust zum Lesen des Buches machen will, verfehlt sie den Zweck, wenigstens bei mir:


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at