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[Tagebuch, 16. Oktober 1921; Sonntag]

16 X 21 Sonntag Das Unglück eines fortwährenden Anfangs, das Fehlen der Täuschung darüber, dass alles nur ein Anfang und nicht einmal ein Anfang ist, die Narrheit der andern, die das nicht wissen und z. B. Fußball spielen, um endlich einmal "vorwärts zu kommen", die eigene Narrheit in sich selbst vergraben wie in einem Sarg, die Narrheit der andern, die hier einen wirklichen Sarg zu sehen glauben, also einen Sarg, den man transportieren, aufmachen, zerstören, auswechseln kann.

Zwischen den jungen Frauen oben im Park. Kein Neid. Genug Phantasie, um ihr Glück zu teilen, genug Urteilsfähigkeit, um zu wissen, dass ich zu schwach bin für dieses Glück, genug Narrheit, um zu glauben, dass ich meine und ihre Verhältnisse durchschaue. Nicht genug Narrheit, eine winzige Lücke ist da, der Wind pfeift durch sie und verhindert die volle Resonanz.

Wenn ich den großen Wunsch habe ein Leichtathlet zu sein, so ist das wahrscheinlich so, wie wenn ich wünschen würde in den Himmel zu kommen und dort so verzweifelt sein zu dürfen wie hier.

Wenn mein Fundus auch noch so elend sei, "unter gleichen Umständen" (besonders mit Berücksichtigung der Willensschwäche) sogar der elendeste auf der Erde, so muß ich doch, selbst in meinem Sinne, das Beste mit ihm zu erreichen suchen und es ist leere Sophistik zu sagen, man könne damit nur eines erreichen und dieses eine sei daher auch das Beste und es sei die Verzweiflung

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at