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[An Josef David]
Milý Pepíčku, odpust, odpust, nejdřív to
s těma kalhotama a teď zase to. Víš bylo to dost
nepříjemné, velká horečka, celé noce
kašel a když jsem se ráno do toho psaní na ředitele
pustil nebyl jsem ovšem v nejlepší náladě.
Tak odpust tedy. Ostatně nebyla Otla doma, že ty si tu věc
musel vyřídit? Udělal jsi to ovšem výborně.
Pan rada je velmi citlivý pán, je velmi dobře, že
si tak vážně s ním jednal, je to ovšem také
třeba, neboť já zacházím už s tím
ústavem, jako dítě s rodiči by se zacházeti
neodvážilo.
O tu dovolenou žádat nebudu, nemělo by to smyslu, buď
bude třeba abych se dále léčil totiž buď
bude nádeje že bych se mohl ještě dále vyléčit,
o tom rozhodnou lékaři, pak by tak malá dovolená
ničeho nepomohla a jinak jí nepotřebuji. Přinesu
jednoduše lékarské vysvědčení, že
jsem teď tak a tak dlouho ležel a to postačí.
Děkují ti Pepíčku mnohokráte za nábídku,
že si pro mě přijedeš. Pro mne to ovšem není
nijak zapotřebí, ale pro tebe by to ovšem bylo velmi krásné.
Teď ty skoro již podzimně chladno-teplé dny a to
krásné vandrování, to je snad v jistém
ohledu zde lepší než v Alpách; i na nejvyší
hory se může lehce bez vůdců. Já bych ovšem
mnoho z toho neměl kdybys přišel, ráno bys mi vyprávěl
kam půjdes, a večer kde si byl. Proč si v Praze, když
máš ještě prázdniny?
Tak tedy v pátek asi příjdu. Na shledanou Pepíčku,
pozdravuj pěkně Ottlu a Věru.
Tvůj F
[D e u t s c h e Ü b e r s e t z u n g:
Lieber Pepi, verzeih, verzeih, erst das mit den Hosen
und jetzt wieder das. Weißt Du, es war recht unangenehm, hohes Fieber,
ganze Nächte Husten, und als ich früh den Brief an den Direktor
zu schreiben begann, war ich gewiß nicht in der besten Laune. Also
verzeih. War übrigens Ottla nicht zuhause, dass Du diese Sache
erledigen mußtest? Du hast es freilich ausgezeichnet gemacht. Der Herr Rat ist ein sehr empfindlicher Herr, es ist sehr
gut, dass Du so ernst mit ihm verhandelt hast, das ist allerdings
auch notwendig, denn ich gehe ja mit der Anstalt um, wie ein Kind mit seinen
Eltern umzugehen sich nicht trauen würde.
Um Urlaub werde ich nicht ansuchen, es hätte keinen Sinn, entweder
wird es notwendig sein, dass ich länger in Behandlung bleibe,
also entweder besteht eine Hoffnung, dass sich meine Gesundheit bessern
kann, das werden die ärzte entscheiden, dann würde ein so kurzer
Urlaub gar nicht helfen, sonst aber brauche ich ihn nicht. Ich werde einfach
ein ärztliches Zeugnis mitbringen, dass ich jetzt so und so lange
gelegen bin, und das wird genügen.
Ich danke Dir, Pepi, vielmals für Dein Angebot, mich abzuholen. Meinetwegen
ist das allerdings keineswegs nötig, für Dich aber wäre
es freilich sehr schön. Jetzt diese schon fast herbstlich kühl-warmen
Tage und das schöne Herumwandern, das ist vielleicht hier in mancher
Hinsicht besser als in den Alpen; selbst auf die höchsten Berge kommt
man leicht ohne Führer. Ich hätte freilich nicht viel davon,
wenn Du kämest, am Morgen würdest Du mir erzählen, wohin
Du gehst, und am Abend, wo Du gewesen bist. Warum bist Du in Prag, wenn
Du noch Ferien hast? Ich komme also wahrscheinlich am Freitag am. Auf Wiedersehen,
Pepi, grüße schön Ottla und Věra.
Dein F]
Am 14. August 1921 bekam Kafka plötzlich Fieber und mußte das
Bett hüten. Da nicht abzusehen war, ob er am 22. des Monats seinen
Dienst planmäßig wieder antreten konnte, schrieb er am 16. an
seinen Vorgesetzten:
Verehrter Herr Direktor!
Ich schreibe diesen Brief im Bett. Am 19. des Monats wollte ich nach Prag
kommen, aber ich fürchte, dass das nicht möglich sein wird.
Einige Monate hindurch war ich fast fieberfrei, am Sonntag aber wachte
ich mit Fieber auf, das bis über 38° stieg und noch heute andauert.
Das wird wahrscheinlich nicht die Folge einer Erkältung sein, sondern
einer der Anfälle, die bei Lungenleiden üblich sind und gegen
die man sich nicht wehren kann. Der Arzt, der mich untersucht hat und meine
Lungen bis auf einen kleinen hartnäckigen Rest in der linken Spitze
in gutem Zustand fand, hält dieses akute Fieber für wenig bedeutsam.
Trotzdem muß ich natürlich, solange das Fieber andauert, im
Bett bleiben. Vielleicht verliert sich das Fieber bis Freitag, dann würde
ich mich doch noch auf den Weg begeben, andernfalls müßte ich
noch einige Tage bleiben und würde dann das ärztliche Attest
bringen.
Das Fieber, durch das ich übrigens auch an einem beträchtlichen
Verlust an Körpergewicht leide, ist für mich um so betrüblicher,
als es mir unmöglich macht, nach so einem langen Urlaub wenigstens
jene kleine Pflicht des rechtzeitigen Dienstantritts zu erfüllen
In Ehrfurcht ergebener
Dr Kafka.
(Zitiert nach K. Hermsdorf, Briefe des Versicherungsangestellten Franz
Kafka, in: Sinn und Form 9 [1957], S. 645 f.)
Da er diesmal (vgl. dagegen Nr. 95 und 98) aber tschechisch schreiben wollte,
war es aus Zeitgründen nicht möglich, den Brief in Prag von David
übersetzen zu lassen (vgl. Nr. 90), und er beschloß, selber
eine tschechische Fassung herzustellen (vielleicht mithilfe von tschechisch
sprechenden Bekannten, vgl. Nr. 91) und sie dem Schwager zur Durchsicht
auf orthographische Fehler hin zu schicken. Ottla sollte den korrigierten
Brief dann mit ein paar erläuternden Worten Kafkas Dienstvorgesetzten
übergeben. Da sie gerade nicht zuhause war, übernahm David diesen
Gang.
Stellt man in Rechnung, dass Kafka am 29. August seinen Dienst wieder
antrat (vgl. D 76, dort auch der von David revidierte tschechische Text
von Kafkas Entschuldigungsschreiben) - er wollte, wie er an David schreibt,
am 26. nach Prag zurückkehren und da eine an Max Brod gerichtete und
am 23. August abgestempelte Postkarte ähnliche Formulierungen enthält,
also wohl gleichzeitig entstand (vgl. Br 339 und die Anmerkungen zu Nr.
84 und 108), muß Kafkas Brief an diesem Tag oder am vorhergehenden
Montag geschrieben worden sein.
Pepi: Die zugrunde liegende tschechische Form Pepičku
ist eine liebevolle Verkleinerung der Koseform Pepa.
Der Herr Rat: Gemeint ist Kafkas Vorgesetzter Jindřich
Valenta, der 1920 Vorstand der Schadensliquidatur wurde (vgl. D 71).
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at