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An Robert Klopstock
Lieber Robert,
nun hört die Furcht allmählich schon auf, es war aber doch arg.
Ärgerlich sind die Temperaturen. Und ohne besonderen Grund? Liegen
Sie zumindest so viel wie im Sommer? Und wie ist Ihre Stellung in Matlar?
. . .
Von Frl. Irene hatte ich einen Brief, geschrieben vor Beginn der Probezeit.
Offenbar ist man dort sehr freundlich zu ihr, auch die beiden von Hardt
ihr genannten Mädchen scheinen sich ihr anzuschließen, trotzdem
in dieser Hinsicht Hardt, wie er mir privat sagte, von diesen ganz anders
gearteten feurig geistigen russischen Jüdinnen nicht viel erhoffte.
Hoffentlich geschieht es nicht nach dem alten Gesetz: Wem nicht zu helfen
ist, dem wollen alle helfen (Sie kennen die "Räuber"?
Dem Mann, welchem geholfen werden kann, hilft nur der große Held,
die Menge wirft sich auf die Unrettbaren). Wenn es Frl. Irene nur gut ginge!
Ihr Brief war aufregend.
Lesen Sie "Bocksgesang" in der Prager Presse?
Äußerst interessant ist es. Dieser Kampf mit den Wellen und
immer wieder kommt er hervor, der große Schwimmer. Morgen sollte
ich ihn sehn, ich gehe aber nicht hin.
Die Selbstwehr schicke ich Ihnen Montag, es tut nichts, wenn Sie ein wenig
nach ihr hungern, nachdem Sie sie früher oft mißachtet haben.
Auch das Lehrbuch schicke ich.
Von der neuen Kur ist noch nichts zu sagen. Der Arzt erhaben kindlich lächerlich
wie die meisten. Nachher habe ich sie dann sehr gern. Es kommt doch nur
darauf an, dass sie das Beste tun, was sie können, und je weniger
das ist, desto rührender ist es. Und manchmal überraschen sie
ja doch.
Alles Gute!
Ihr K
Grüßen Sie Glauber und Szinay.
Bocksgesang: Bocksgesang - Drama von Franz Werfel.
Erschien dann in München, 1922, als Buch
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at