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An Robert Klopstock
Lieber Robert, nicht einmal Ihren rekommandierten Brief habe ich noch bestätigt.
. .
Mit Pick habe ich gesprochen, er weiß sogar von meinem Brief an Hegner.
Hegner hat - was man nicht voraussehn konnte - die gute, den andern allerdings
etwas nervös machende Gewohnheit, wenn er nicht "Ja" sagen
kann, überhaupt zu schweigen. Nebenbei hat er einmal zu Pick gesagt:
"Kafka schreibt mir, ich soll einen Freund von ihm ein Jahr lang
in der Druckerei anstellen. Was soll ich auf so etwas antworten?"
Mit dieser rhetorischen Frage war unsere Angelegenheit erledigt. Holzmann
hat aber - wie Pick - sagt gar nichts zu fürchten, wird sogar herzlich
empfangen werden. Vielleicht haben Sie schon Nachricht darüber.
Mir geht es gesundheitlich nicht sehr gut; wenn ich nicht gleich nach der
Rückkehr aus denn Bureau mich ins Bett legen würde und dort schon
bliebe, könnte ich nicht bestehn. Die ersten Tage habe ich es nicht
getan und es hat sich gerächt. Dabei ist ja noch sehr schönes
Wetter. Auch müde bin ich, nicht einmal die Hand kann ich heben, um
Ansichtskarten nach Matlar zu schicken. Grüßen Sie bitte alle.
In Flauberts Tagebüchern lese ich diese schöne Anekdote: Eines
Tages besuchte Chateaubriand mit einigen Freunden den Sec von Gaube (einen
einsamen Bergsee in den Pyrenäen); alle saßen beim Essen auf
derselben Bank, wo wir (Flaubert) gefrühstückt haben. Die. Schönheit
des Sees versetzte alle in Entzücken. "Ich möchte hier
immer leben" sagte Chateaubriand. "Oh, Sie würden sich
hier zum Sterben langweilen" erwiderte eine Dame aus der Gesellschaft.
"Was heißt das", erwiderte der Dichter lachend, "ich
langweile mich immer." Nicht das Geistreiche der Geschichte freut
mich eigentlich, es ist ja auch nicht außerordentlich, aber die Fröhlichkeit,
das geradezu majestätische Glück des Mannes.
Alles Gute
Ihr Kafka
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at