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Verehrter Herr Direktor!

Ich hätte schon längst geschrieben, aber ich war krank, im Bett, mit hohem Fieber, die Krankheit ist auch jetzt noch nicht vorüber und noch jetzt ist, wenigstens meiner Meinung nach, nicht festgestellt, was es eigentlich ist., ob ein vorübergehender Darmkatarrh oder etwas Schlimmeres. Viel von der Gewichtszunahme wird es mich jedenfalls gekostet haben, die Lunge aber hat sich nach des Doktors heutiger Untersuchung und Behauptung ungestört von dieser Krankheit auch in der letzten Zeit weiter gebessert.

Dass ich wieder um Urlaubsverlängerung gebeten habe, geschah in Hilflosigkeit gegenüber der Lungenkrankheit, die ich eigentlich erst hier wo ich unter Lungenkranken lebe, in ihrer wirklichen Bedeutung zum ersten Mal erkenne. Diese Urlaubsbitte wird mir erleichtert, ja ermöglicht durch die Geduld und Güte, mit der Sie, verehrter Herr Direktor, meine Schwester und mein - ich wage gar nicht auszurechnen: wievieltes - Gesuch aufgenommen haben und für die ich Ihnen tief dankbar bin.

Ich bleibe, verehrter Herr Direktor, mit ergebenen Grüssen


Matliaty, 3 IV 21

Ihr Dr. F. Kafka
 


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at