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Brief an Max Brod
[Prag, vermutlich März 1920]


Lieber Max, ich war gestern zu sehr von der Erzählung befangen und von der Unnachgiebigkeit des Denkens, aus dem sie hervorkommt, ich versäumte es darüber von Ottlas Kölner Sache so zu reden, wie ich sie einschätze. Es liegt mir sehr viel daran, mehr als an Slowakei und Paris, ich würde zufriedener wegfahren, wenn es gelänge, ich weiß nicht, ob und was Du zur Verwirklichung dessen helfen könntest, jedenfalls wollte ich es Dir noch sagen. Vielleicht würde ein gutes Wort bei Frl. Löwy genügen oder dergl. Ich gelobe im StilleN 1000 K dem Nationalfond, was ja vielleicht keine eigentliche Bestechung des Schicksals wäre, denn ich will ja dafür nur Arbeits- und Mühe-Möglichkeit für Ottla. Mehr noch als die Sache selbst freut mich ja, dass die Sache starke Anziehungskraft für Ottla hat. Wenn es also möglich wäre -

Franz        
 



Quelle: Franz Kafka ; Max Brod: Eine Freundschaft (II). Briefwechsel. Hrsg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main 1989.


Ottlas Kölner Sache: Sie wollte an einem landwirtschaftlichen Vorbereitungskurs für Palästina - in Opladen bei Köln - teilnehmen.


Nationalfond: Der "Jüdische Nationalfond" (die Spenden wurden vor allem für die Erwerbung von Land in Palästina verwendet).


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at