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[An Ottla Kafka]
Dieser Brief trifft Dich hoffentlich nicht mehr, denn Du bist schon allein
oder mit Oskar auf der Reise, d. h. wenn Du erst Samstag fährst, kann
er Dich noch treffen. Sonntag abend fahren wir dann zusammen nach Prag.
Über Dein Nichtschreiben klage ich nur deshalb, weil ich annehmen
mußte, dass in Deinen Dingen etwas Wesentliches (da doch alles
wesentlich ist) geschehen sei und ich daran teilhaben wollte. Es geht mir
wenn ich allein bei mir bin erträglich, im Beisammensein mit den andern
bin ich sehr traurig. Aber Du wirst ja alles sehn. Also komm.
Der vorlesende Vater ist eine große Erscheinung, ich hatte sie als
Kind nie.
Von Frl. W. schreibst Du nichts.
F
Grüß alle, danke ausdrücklich der Mutter für ihre
liebe Karte.
Da Kafka schon am Montag, dem 17. November, hätte wieder arbeiten
sollen - er erbat sich dann aber am 14. schriftlich vier Tage Verlängerung
und erschien schließlich erst am 21. des Monats im Büro (vgl.
D 72) -, muß der vorliegende Brief mit ziemlicher Sicherheit am Donnerstag,
dem 13., abgefaßt worden sein.
Frl. W. : Julie Wohryzek oder, wahrscheinlicher,
ihre Schwester, an die Kafka am 24. XI. 1919 einen längeren Brief
schrieb. Vgl. die Anmerkungen zu Nr. 68.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at