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An Josef Körner
Sehr geehrter Herr Doktor!
dass mir das Donauland jemals eine solche Freude machen könnte,
hätte ich nicht gedacht. Nur gerade gestern morgens fiel es mir im
Halbtraum ein, wie es wäre, wenn ich doch die Arnim-Arbeit bekäme
und dazu einen etwa so und so lautenden Brief. Und dann kam er wirklich.
Besten Dank.
Was Sie über Oskar Baum sagen, ist ganz richtig; jemehr hier geschehen
kann, desto besser. Wäre es übrigens - trotzdem das wahrscheinlich
nicht mehr in Ihr Redaktionsgebiet gehört - nicht möglich Dr.
Felix Weltsch (Universitätsbibliothekar) zur Mitarbeit aufzufordern;
von seiner Seite wäre vielfache Mitarbeit möglich, die dem D.
durchaus nur Ehre bringen könnte. Nächstens erscheint von ihm
bei Wolff eine Schrift "Organische Demokratiere auch am 2. Band von
Hillers "Ziel" ist er beteiligt. Diese Dinge kämen natürlich
für das D. nicht in Betracht, aber manches andere.
Der Arnimaufsatz ist sehr zart und wahrhaftig; das hätte nicht jede
Hand bis zum Ende aufrechterhalten können; ohne Liebe und weitere
Einsicht gewiß nicht. Es ist doch etwas Phantastisches von Drückebergerei
und Kriegslust, er steht förmlich die ganzen Jahre in vollständiger
Ausrüstung hinter der Tür und bleibt dort. Die Anordnung der
Zitate verteidigt gut, ohne advokatorisch zu sein. Es ist eben der Grundkampf,
das Leiden daran, dass es nicht zweierlei Wahrheit gibt, sondern höchstens
dreierlei: es ist notwendig sich zu opfern, es ist notwendiger sich zu
schonen und es ist noch notwendiger sich aufzuopfern. Darüber ist
auch Arnim nicht weggekommen und seine Meinung über sich wird im Lauf
der Zeit nicht besser geworden sein. Den Vergleich mit dem Ehestand hätte
ich, allerdings erst auf Grund seines Einfalls, anders geschrieben: "Der
Krieg ist wie der Ehestand, traurig, aber anders, als der Junggeselle fürchtet."
Einen Fehler - und das führt zu Ihrer Frage wegen Wolff - hat der
Aufsatz, er ist aus zu großer Kenntnis geschrieben, die sich natürlich
dort nicht mitteilen läßt. - Aussichtslos wäre es gewiß
nicht, aber schwierig, gar jetzt, wo der Papiermangel so groß ist,
Wolff von verschiedenen Außer-Verlagsdingen in Anspruch genommen
ist und sein neues Unternehmen "Der Neue Geist" ihm am Herzen
liegt. Ich bin jetzt ohne Verbindung mit ihm, mein letzter Brief, Antwort
auf einen dringenden Brief von seiner Seite ist seit etwa 4 Monaten unbeantwortet.
Aber möglich wäre es wohl doch. Ich denke dabei daran, dass
Wolff eigentlich Literarhistoriker ist (ich glaube, Herausgeber von Mercks
Schriften im Inselverlag und einer Schrift über Eulenberg in der Bonner
Seminarsammlung) und man also literarhistorisch mit ihm reden könnte,
gar über etwas so Beziehungsreiches, wie es Arnim zu sein scheint.
Die Gesamtausgabe würde er wohl ablehnen; die würde ihm wohl
auch nicht gebüren, aber vielleicht eine Briefausgabe mit einleitender
Abhandlung. Er hat doch erst letzthin den Lenz'schen Briefwechsel herausgegeben,
hier ließe sich vielleicht anknüpfen. Lesen Sie doch vielleicht
diesen Briefwechsel, auf den ich übrigens persönlich sehr begierig
bin, und schreiben Sie darüber einen Aufsatz im Donauland, eine bessere
Einleitung (und eine würdigere auch) der Verhandlungen mit Wolff könnte
ich mir nicht denken. Irgendwie muß man aufschreien, damit ein solcher
unter Autoren begrabener Verleger zuhört. Ich wäre sehr froh,
wenns gelänge.
Herzlichst
Ihr Dr. Kafka
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at