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An Oskar Baum
Lieber Oskar, ich komme zwar in den nächsten Tagen zu Dir, aber dieses
muß ich doch noch schreiben, weil Du davon schreibst: Das einzige
Bedenken, das ich gegen Deinen Besuch habe (abgesehen von meiner allerersten
Zürauer Zeit, wo gewisse Angewöhnungen, die im Zuge waren, vielleicht
die Notwendigkeit vollständigen Alleinseins glaubhaft machen konnten);
ist, dass Dir möglicherweise - und das allerdings sucht mir Ottla
auszureden - Zürau oder ich oder sonstwas nicht gefallen könnte.
Wird Dir aber etwas hier irgendwelche Freude machen, dann werde ich - das
ist gewiß diese irgendwelche Freude zweifach haben. Darüber
müssen wir jetzt nicht mehr sprechen.
Das, was ich von den Mäusen geschrieben habe, war natürlich nur
Spaß. Ernst nämlich wird es erst dann werden, bis Du die Mäuse
wirklich hörst. Ich glaube nicht, dass es einen Schriftsteller-
und Musikerschlaf gibt, der ihnen widerstehen könnte, und kein entsprechendes
Herz, das, nicht eigentlich von Angst, aber von Ekel und Traurigkeit nicht
überliefe. Aber auch das ist nur Spaß, denn ich höre dank
der Katze schon seit langer Zeit nichts Verdächtiges, was immerhin
schon etwas bedeuten will, denn ich werde in Prag ohne Katze zweifellos
hie und da Mäuse hören. Übrigens hat mich jetzt Max auf
eine Falle aufmerksam gemacht, die vierzig Mäuse auf einmal (ich weiß
nicht ob mit einem Ruck oder allmählich) fangen kann, sie ist schon
bestellt und wird sich bei mir wohlfühlen. Und Du unter ihrem Schutz.
Das wäre vorläufig das Wichtigste, alles übrige Wichtige,
z. B. über Zürauer Verkehrsformen, nach welchen keine Magd, sondern
ein Fräulein die Gänse stopft, u. dgl., werden wir mündlich
besprechen, auch den Roman, der nicht kommen will, werde ich mir wohl holen
müssen und wir lesen ihn dann zu dritt.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at