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An Oskar Baum
Lieber Oskar, besten Dank für das Bierrezept. Wir werden es bald ausprobieren
und die Gegend damit zu bezaubern suchen. Man muß bezaubern, wenn
man etwas Wesentliches bekommen will. Für den hiesigen Gebrauch ist
alles in ziemlicher Fülle da, aber um viel aufzusammeln, dafür
reicht es nicht, besonders wenn sich solche Schmarotzer wie ich, der in
der ersten Woche ein Kilogramm zugenommen hat (die Wage behauptet es),
hier festgesetzt haben. Einiges werde ich aber für Euch, Felix und
Max doch zusammensparen. Die Prager Verbindungen haben mich allerdings
alle im Stich gelassen, besonders der große Lieferant. Irgendeine
Anzeige schwebt über ihm, er muß sich deshalb einige Zeit im
Dunkel halten.
Mit meinem Leben hier bin ich zufrieden, wie euch schon vielleicht Max
erzählt hat. Ruhe allerdings, nach der Du besonders fragst, gibt es
auch hier nicht und ich werde aufhören, sie im Leben noch zu suchen.
Mein Zimmer ist zwar in einem stillen Haus, aber gegenüber ist das
einzige Klavier von Nordwestböhmen untergebracht, in einem großen
Hof, dessen Tiere einander überschreien. Fast alle Gespanne des Ortes
fahren früh an mir vorüber und alle Gänse laufen dort zum
Teich. Aber das Schlimmste sind zwei Klopfer irgendwo, einer klopft auf
Holz, einer auf Metall, unermüdlich besonders der erste, er arbeitet
über seine Kräfte, er übernimmt sich, aber ich kann kein
Mitleid mit ihm haben, wenn ich ihm von sechs Uhr früh an zuhören
muß. Hört er aber für ein Weilchen wirklich auf, ist es
nur, um auch den Metallklopfer vorzulassen.
Trotzdem und trotz einigem andern, ich will nicht nach Prag, ganz und gar
nicht.
Herzlichste Grüße Dir und Deiner lieben Frau von
Franz
Ihr habt doch wohl schon einen Brief von mir? Die Postverbindung ist hier
nicht nur langsam (ein Brief von Prag kommt erst in drei bis vier Tagen
an), sondern auch unsicher.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at