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Postkarte an Felice Bauer
Liebste, schon einige Tage keine Nachricht. Gestern ging das Paket an Muzzi
ab, sehr hübsch, nur den Fehler hat es, dass kein passendes Spiel
gefunden wurde und deshalb ein Steinbaukasten geschickt wurde. Aber das
Übrige macht diese Ungeschicklichkeit wieder gut. Gestern habe ich
das Jugendschriftenverzeichnis Dir geschickt, heute ein Kinderbuch, nach
und nach wird es sich doch zusammenfinden. Die Handschuhe allerdings liegen
noch bei mir. Der Bekannte fährt erst nächste Woche. Ich
habe wieder Wohnungssorgen, die ich Dir nächstens einmal im ganzen
entwicklungsmäßig erzählen muß. Sonst geht es
mir verschiedenartig, gesundheitlich jedenfalls besser. Gestern wurde ich
an München erinnert, Kölwel schickte mir drei Gedichte.
Sie kommen gewiß aus einem reinen in vielem Sinn unschuldigen Herzen,
aber in München schienen sie schöner zu sein als hier. Was die
letzthin erwähnte Schamlosigkeit betrifft (übrigens
gefällt mir der Name Blumstein als solcher: das Sanfte und das Harte
nebeneinander, und außerdem hat das Sanfte zwei seiner Buchstaben
geopfert, um sich weiter an das Harte zu legen), für die Schamlosigkeit
in dieser Hinsicht bin ich durch einen Brief des Schauspielers Löwy
(ich habe Dir doch schon oft von ihm erzählt) bestraft worden[3].
Er hat jetzt in Budapest sehr guten Erfolg und macht mir geradezu -, wilde
(gewiß nicht ganz gerechte) Vorwürfe, ich hätte hier nicht
genug für ihn getan, nur mit ihm gespielt.
Ich habe wieder Wohnungssorgen...: Vgl. Brief
von Ende Dezember 1916 / Anfang Januar 1917, S. 749.
Kölwel schickte mir drei Gedichte: Vgl. den
Brief an Gottfried Kölwel vom 3. Januar 1917, in dem er sich für
den Empfang der Gedichte bedankt. Briefe, S. 153 f.
erwähnte Schamlosigkeit: Die Karte, die von
dieser >Schamlosigkeit< berichtet, ist offenbar nicht erhalten.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at